Marco Goecke, Crystal Pite «Angels’ Atlas»
Die tanzen bloß schön. Den Einwand hört man da und dort, insbesondere im deutschsprachigen Raum, da in der Rede über Tanzproduktionen gerne mal Schönheit und Form gegen inhaltliche Anliegen ausgespielt werden: Schönheit statt Dringlichkeit. Den Gegensatz tanzt das Ballett Zürich mit dem Abend «Angels’ Atlas» einfach weg. Insbesondere Crystal Pites Stücke «Emergence» und «Angels’ Atlas» (das dem Abend auch den Gesamttitel gibt) entlarven ihn als das, was er ist: herbeigeredet. Darin fügt sich Marco Goeckes «Almost Blue» sehr gut ein.
Nackte Oberkörper, flatternde Arme, flirrende Hände – das Markenzeichen Marco Goeckes ist auch in «Almost Blue» zu erkennen. Wenn auch gewissermaßen eingeschwärzt. Heute Ballettdirektor in Hannover, hat Goecke in seinem Stuttgarter Abschiedsstück 2018 als Reaktion auf die Kündigung als Hauschoreograf die Tänzer schwarze Handschuhe tragen lassen. Und so erscheinen sie uns nun als Kolibris mit gebrochen Flügeln oder von einem Erdbeben erschütterte Torsos, traurig, zuckend – und doch quicklebendig. Als müsste hier und jetzt der Phönix aus der Asche steigen.
Anders als Goecke hat Crystal Pite nicht eine einzigartige Tanzsprache entwickelt. Ihre Stücke ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz März 2022
Rubrik: Kalender, Seite 46
von Lilo Weber
STREETDANCE
Eigentlich hatte jede Zeit ihre Tänze, doch das frühe 21. Jahrhundert ist eine Art Schmelztiegel der Vergangenheit. Jedenfalls was die heute populären Bewegungsformen betrifft, die unter dem Namen «Streetdance» firmieren. Arte widmet ihnen eine zweiteilige Doku, die nach den Wurzeln des globalen Phänomens fahndet und die «Geschichte des Streetdance»...
Kein einfaches Thema, auch wenn der Titel das Gegenteil signalisiert. «Corpus» nennt Silvana Schröder ihr Ballett in einem Akt, zu dem sie sich u. a. durch einen Besuch der Ausstellung «Körperwelten» inspirieren ließ. Indes, es ist nicht das Anatomische allein, das sie in diesem Zusammenhang interessiert, auch wenn sich erst einmal etwas herzförmig Geformtes auf...
Biografie
TANAQUIL LE CLERCQ
Sie war schön, klug und geistreich, engagiert und eine der besten Balletttänzerinnen ihrer Zeit. Muse und Ehefrau George Balanchines, zugleich von Jerome Robbins verehrt. Dann der Schicksalsschlag: Mit nur 28 Jahren erkrankt sie an Kinderlähmung und kann fortan nicht mehr laufen. Und nun zeigt sich ein Wesenszug, der ebenso fasziniert...