Parkett International: Italien
In einer Welt ohne Covid-19 hätte die italienische Festival-Saison Anfang Juni begonnen, und wir könnten nun fleißig Neuproduktionen beurteilen. Stattdessen leben wir in einer Zeit der Unsicherheit und des Stillstands, den nicht allein die Pandemie verursacht hat, sondern mehr noch die uneindeutige Haltung der Politik gegenüber den performativen Künsten.
Schon ganz zu Anfang des Lockdowns erwies sich der italienische Kulturminister Dario Franceschini als komplett unfähig, einen Fahrplan zu entwickeln, um der Krise zu begegnen, die im Theatersektor landesweit immerhin mehr als 300 000 Menschen betrifft. Stattdessen lud Franceschini Künstlerinnen und Künstler lediglich dazu ein, «die virtuelle Bühne als Chance zu nutzen» und erklärte, dass er sich so etwas wie «ein Netflix der Performing Arts» vorstelle. Ein merkwürdiges Statement, das denn auch vielerorts auf Argwohn stieß: Anstatt eine Strategie zu entwickeln, um die kulturellen Institutionen des Landes zu unterstützen (die übrigens eine nicht zu unterschätzende ökonomische Ressource für den Staatshaushalt darstellen), fiel dem Minister nichts weiter ein, als dieser seltsame Kommentar. Was meinte er damit wirklich? Hatte er ...
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Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Parkett International, Seite 140
von Silvia Poletti
Gabriele Naumann-Maerten, viele Menschen hatten zuletzt sehr viel Zeit und haben sich Gedanken gemacht über sich, ihre Karriere, ihre Zukunft. Spürt man die Ergebnisse dieser Zweifel auch in der Praxis des Coaching, bei der Beratung von Menschen, die etwas bei sich oder in ihren Firmen ändern wollen? Alle Menschen, wenn sie in Veränderungsphasen sind, fragen sich:...
Alles bleibt in dem Zustand, in dem sich nichts befand, bevor die Corona-Krise eine Korrektur unserer Umweltwahrnehmung vornahm. So paradox es klingen mag, man muss die Katastrophen begrüßen, die uns zwingen, neu auf das Eingefahrene zu schauen. Ohne Anlass fällt es uns besonders schwer, die Strukturen, in denen wir leben und arbeiten, zu verändern.
Aus der Angst...
Wenn Prinzessin Aurora im Rosen-Adagio von «Dornröschen» in Balance steht, wenn sie die Hände ihrer vier Bewerber jeweils für einen kurzen Moment loslässt, um in erhabener Ruhe auch ihren zweiten Arm über dem Kopf zu runden, dann ist das, vielleicht weil es derart selten in Perfektion geschieht, ein Moment echter Magie. «Bras en couronne» heißt die Armhaltung und...