Ben J. Riepe
Tanzen, singen und sprechen mit Mundschutz und sechs Metern Abstand – wie soll das gehen? Wenn wir dabei nicht ersticken oder zumindest kollabieren, wird uns natürlich schon irgendwas einfallen – denn wir sind ja immer kreativ. Oder? Aber Spaß oder Sinn macht das nicht. Wie etwas darstellen ohne Nähe, ohne Raum, ohne (Gesichts-)Ausdruck und dann auch noch vor fast leeren Sälen? Wie soll das gehen für eine Kunst, die von der Nähe, der Gemeinschaft, von Direktheit und unmittelbarer Reaktion lebt? Helge Schneider hat angekündigt, dass er in Rente gehe.
Vor Autos und Bildschirmen möchte er nicht auftreten. Seine Kunst lebe von der Begegnung, dem Live-Charakter. Ich kann ihn verstehen. Es sieht düster aus für die Darstellenden Künste. Wann also geht es wieder ganz zurück zur Normalität? Wird es überhaupt jemals zurückgehen zum Bekannten, Vertrauten, Status quo (ante)? Soll es das überhaupt? Oder ist es nicht gerade eine Chance, unser Gesamtkonstrukt der Kunstproduktion endlich neu zu denken? Endlich aufzuräumen?
Schauen wir globaler auf das ganze Geschehen, sind wir ja inmitten einer noch viel schlimmeren, schleichenden und alles verheerenden Krise: der Klimakrise. Nicht nur, dass ...
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Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Zukunft der Kunst, Seite 96
von Ben J. Riepe
Die fundamentale Bedeutung, die zwischenmenschliche Berührung für uns Menschen hat, wird vielen wohl erst jetzt klar – in einer Krise, in der man sich nicht mehr berühren darf. All die kleinen Alltagsberührungen, zur Begrüßung, zum Abschied, aus Dank, als Anerkennung, als Aufmerksamkeit, als Trost, als Geste der Unterstützung – sie müssen wegfallen. Und...
Gabriele Naumann-Maerten, viele Menschen hatten zuletzt sehr viel Zeit und haben sich Gedanken gemacht über sich, ihre Karriere, ihre Zukunft. Spürt man die Ergebnisse dieser Zweifel auch in der Praxis des Coaching, bei der Beratung von Menschen, die etwas bei sich oder in ihren Firmen ändern wollen? Alle Menschen, wenn sie in Veränderungsphasen sind, fragen sich:...
An einem dieser endlos langen Abende ohne jede Theateraussicht tut sich plötzlich mitten im Lockdown ein fremdes Fenster auf. Paris liegt uns zu Füßen, mittendrin der Eiffelturm, rund herum glitzernde Dächer und prachtvolle Fassaden – eben die ganze Schönheit, die der ehrgeizige Baron Haussmann der französischen Kapitale im 19. Jahrhundert verpasst hat. Das...