Meg Stuart for president

50 Jahre Szene Salzburg sind 50 Jahre Widerstand gegen den Salzburger Festspielbetrieb. Mit der Gründung der «republic» vor 17 Jahren schien erstmals eine Schlacht gewonnen. Meg Stuart wurde Präsidentin. Und Michael Stolhofer war dabei. 30 Jahre lang.

Tanz - Logo

Michael Stolhofer, schlohweiße Haare, die sich ein Leben lang gegen die Ordnung der Friseure aufgelehnt haben, ist ein Mann des entspannten Dialekts. Den Salzburger Zungenschlag pflegt er in einer immer etwas empört klingenden Mundart. Dabei wirkt er sehr charmant. Nie lässt er die Spur eines Ressentiments anklingen. Wenn er erzählt, von Salzburg und seiner Lebensleistung dort, insbesondere als langjähriger Leiter der Szene Salzburg, dann klingt seine Stimme wie ein Salzburger Nockerl, herzenswarm, aufgeschäumt, gut gezuckert – und: leicht verschlagen.

Der Schalk sprüht ihm aus den Augen, wenn er die Geschichte auftischt, wie die berühmte Choreografin Meg Stuart einst im Dirndl neben den Militäruniformen amerikanischer Besatzerinnen eine Love-Parade zur alternativen Festspieleröffnung angeführt habe. Mit 20 000 Jugendlichen im Tross sei sie über den Mozartplatz in Salzburg am berühmten Mozart-Denkmal vorbeigezogen, gegen die FPÖ, die Rechtskonservativen, und habe für offene Homosexualität und ebensolchen Drogenkonsum demonstriert. Michael Stolhofers Schalk blitzt auf. «Es ist wichtig, den Feind zu kennen, um den Sturm in die richtige Richtung entfachen zu können, nicht wahr?»

Mini ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2019
Rubrik: Traditionen, Seite 60
von Arnd Wesemann

Weitere Beiträge
Highlights 10/19

Berlin: Eifman Ballet

In «My Fair Lady» hat Professor Higgins bekanntlich seine Erziehungsmission singend bewältigt. Im «Pygmalion-Effekt» von Boris Eifman muss sich ein erfolgreicher Balletttänzer auf choreografische Weise damit auseinandersetzen. Schließlich will er eine ungelenke Vertreterin des städtischen Armenviertels partout zu seiner virtuosen Partnerin...

Paris: Jérôme Bel «Isadora Duncan»

Ihre Autobiografie erschien posthum. Schonungslos beschrieb sie darin die Folgen eines traumatischen Ereignisses: «Auch wenn man zu leben scheint, so gibt es doch eine Trauer, die tötet. Man kann seinen Körper zwar noch … über die Erde schleppen, aber die Lebensgeister sind erloschen – für immer.» 1913 ertranken Isadora Duncans Kinder in der Seine. Jahre später...

Charleroi on tour: Boris Charmatz «Infini»

Boris Charmatz hat die Leitung des Centre Chorégraphique National in Rennes abgegeben, für ein anderes will er sich so schnell nicht bewerben. Ihn interessieren Institutionen neuer Art. Eine nationale französische Tanzkompanie fände er spannend, dann wären auch monumentalere Projekte möglich. Das sagte er bei «Montpellier Danse», wo sein neues Stück «infini»...