Naive Vielfalt
Die Götter sind unter uns. Wie der Actionheld eines Blockbusters wirft Herkules die Gestalten der Unterwelt von ihren langen Stelzenarmen und -beinen, auf denen sie in der Bayerischen Staatsoper in spindeldürrer Schwärze einherschreiten. Erst danach führt Apoll im strahlend weißen Kaftan das Paar wieder zusammen, das er zuvor bis über die Grenze des menschlich Erträglichen zerrissen hat: in der nur einem von beiden gewährten Möglichkeit, für den jeweils anderen zu sterben. Wo die Götter unter den Menschen sind, da stiften sie Unheil, Harmonie allenfalls erst (zu) spät.
Das ist die Essenz des Tragischen, das als Anfrage an die Oper periodisch in immer neuen Schüben herangetragen wird, seit sie aus Erneuerungsbemühungen um die griechische Tragödie entstanden ist. Tragisches bewegte nicht zuletzt Christoph Willi-bald Gluck, dessen «Alceste» nach einer Vorlage des Euripides im wuchtigen, hehren Klassizismus der Epoche fast «antiker» wirken will als die zugrunde liegende antike Tragödie selbst – was zumal für die dramaturgisch noch schnörkellosere Pariser Fassung von 1776 gilt, die nun in München zu sehen ist.
Konkurrenz der Körper
Wahrscheinlich liegt es am Außenseiterstatus des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Juli 2019
Rubrik: Produktionen, Seite 14
von Michael Stallknecht
Medusa, einst die schönste der Gorgonen, schließlich verflucht von Athene, muss Schlangen als Haartracht tragen und jeden, den sie erblickt, unwillkürlich in Stein verwandeln. Der Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui bereitet den mythologischen Stoff für ein zeitgenössisches Ballettpublikum auf und untelegt ihn mit (von Olga Wociechowska elektronisch erweiterten)...
Gut Ding will Weile haben, auch in Dresden. Nach langem Tauziehen (tanz 8-9/17) hat sich Dresdens Stadtrat entschieden, die Liegenschaft Bautzner Straße 107 per Erbbaurechtsvertrag in die Hände des Vereins Villa Wigman für Tanz e.V. zu legen. Damit wird das Haus, in dem die Doyenne des Ausdruckstanzes, Mary Wigman, von 1920 bis 1942 ihre Schule unterhielt, wieder...
tanz
Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance
Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
Redaktion
Hartmut Regitz, Dorion Weickmann, Arnd Wesemann
Mitarbeit: Sofie Goblirsch, Marc Staudacher
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel +49 (0)-30-254495-20, Fax -12
redaktion@tanz-zeitschrift.de
www.tanz-zeitschrift.de
Gestaltung & Bildredaktion
Marina Dafova
Anzei...