Generation Selfie

Jeder angehende Tänzer ist heute mit Social Media und Internet vertraut. Schließlich kann man sich sogar die Grundlagen des Balletts auf YouTube zusammenklauen. Was macht das mit der Kunst und den Künstlern?

Was ist Ruhm für einen Tänzer? Möglichst viele Galas, die meisten Klicks für ein YoutTube-Video, Modeaufnahmen für die «Vogue», der Sprung ins Filmgeschäft? Oder ist es die lange Bühnenkarriere, die Kreation neuer Rollen als Muse eines Choreografen, der ominöse Titel der Primaballerina Assoluta? Spielt der Nachruhm – wer ist in 50 Jahren noch berühmt? – eine Rolle, die höchstmögliche Gage? Warum reicht es scheinbar nicht mehr, Erster Solist in einer großen Kompanie zu sein, mit mehr oder minder namhaften Choreografen zu arbeiten und die großen Rollen z

u tanzen? Wieso rennt ein 21-jähriger Sergei Polunin aus der Probe und kündigt noch am gleichen Tag beim Royal Ballet London?

Das Misty-Copeland-Phänomen

Der Weltruhm eines guten Tänzers ist nicht mehr wie noch vor einem halben Jahrhundert von schwärmenden Kritikern und Schwarz-Weiß-Bildern in der Zeitung abhängig. Der Künstler hat heute fast alle PR-Mittel selbst in der Hand, um ohne verzögernde Filter durch Presseabteilungen oder Fachredakteure direkt (und ganz subjektiv) mit seinem Publikum zu kommunizieren. Via Facebook, Twitter, YouTube und Instagram definieren Tänzer ihre Marke, ihre Erscheinung – und erhalten umgekehrt ein ...

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Tanz Juni 2017
Rubrik: Essay, Seite 60
von Angela Reinhardt

Vergriffen
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