Le Roman de la Danse
Man weiß nicht, was zuerst da war, der Tanz oder die Trance, doch irgendwann gab es ein kleines Grüppchen Frauen, Männer und Kinder, das auf der Suche nach Nahrung durch trostlose, feindliche Lande zog, den Rentierrudeln auf ihren Wanderungen folgend.
Und das, wenn es rastete oder sein Lager aufschlug, jene paradoxe Darbietung erlebte, die darin besteht, zu verharren und sich doch zu bewegen, eine beträchtliche Menge an Gesten und Energie aufzuwenden und sich dabei nicht von der Stelle zu rühren – immer noch auf der Jagd, diesmal aber nach einer anderen, einer unsichtbar gegenwärtigen Beute, auf der Jagd nach Aufmerksamkeit, weniger der Zuhörer denn der Geister. Mit anderen Worten: Wozu noch weiter vordringen auf der großen Bühne der Welt, wenn man auch in einem Kreis aus gut zwanzig Menschen eine Art reglose Reise über die großen Ebenen des Imaginären erfinden kann, eine Reise gen Himmel, in kleinen Schritten, mit kleinen Sprüngen, in jenem geschlossenen Raum der Aufführung, die einen Wunsch inszeniert, den Wunsch vielleicht, an Ort und Stelle zu bleiben. Denn im Tanz äußert sich auch die Ermattung, immerzu weiterziehen zu müssen. Der Tanz fingiert Fortbewegung. Was auch im ...
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Tanz Jahrbuch 2016
Rubrik: Ästhetik: Ins Offene, Seite 84
von Jean Rouaud
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