remus sucheana
Der Mann kommt auf leisen Sohlen. Plötzlich steht er vor einem, als wäre er unbemerkt aus der Seitenbühne in einen Scheinwerfer-Spot gehuscht – überraschender Auftritt. Ein herzerwärmendes Lächeln, Rasierwasserduft, Jeans und ein blütenweißes, perfekt gebügeltes Hemd, das so neu und irgendwie fremd an ihm aussieht, wie sein künftiger Titel sich anhört: «Ballettdirektor». Ab nächster Spielzeit bekleidet Remus Şucheană diese Funktion beim Ballett am Rhein. Das raubt ihm derzeit den Schlaf.
«Ich hasse es manchmal, der Chef zu sein.
» Dreimal hat Martin Schläpfer nun schon eine Kompanie aufgebaut. In Bern noch mit naivem Enthusiasmus und auf eigene Kosten. Dann in Mainz, schließlich seit 2009 in Düsseldorf/Duisburg, wo er mit dem 45-köpfigen Ensemble nicht nur beide Standorte bespielt, sondern zuletzt auch noch den Bau eines Balletthauses mitbetreut hat. Jetzt will er einfach nicht mehr jedes Problem auf seinem Tisch haben, will nicht in die Annalen der entkräfteten, kranken, früh verstorbenen oder frustriert hinschmeißenden Direktoren eingehen: William Forsythe, Mats Ek, Pina Bausch, Jiří Kylián, Uwe Scholz. «Schluss mit dem Gezerre, der Doppelbelastung von Chef- und Künstlersein», ...
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Tanz Mai 2016
Rubrik: Menschen, Seite 24
von Nicole Strecker
belgien: ravel
Gegen Ende seiner ersten Spielzeit als Leiter des Ballet Vlaanderen schenkt Sidi Larbi Cherkaoui den Seinen das Privileg einer Uraufführung: Mit «Exhibition» rückt er Modest Mussorgskys «Bilder einer Ausstellung» in den Tanzblick, und zwar in der von Maurice Ravel orchestrierten Fassung. Dem französischen Komponisten ist der ganze Abend gewidmet,...
Freie Tänzer und Choreografen, so ist zu fürchten, fürchten nichts mehr als ihre Freiheit. Zwar finden alle, künstlerische Freiheit sei etwas sehr Schönes. Aber als Basis für die eigene Existenz scheint sie nur wenig zu taugen. Im Tanz sieht man es daran, wie oft das Wörtchen «Freiheit» sich paart mit dem strengen Ausdruck der «Disziplin». Freiheit sei etwas, das...
Gleich neben dem Kaffeeautomaten, in einer Vitrine, sind sie zu besichtigen, alte Original-Instrumente aus der Münchner Zeit von Dorothee Günther und Carl Orff: Zimbeln, Trommeln und ein auf Halbtöne gestimmtes Xylofon. Zeugnisse einer Tanzschule, die Günther 1924 gegründet hatte mit dem Ziel, schöpferische Kräfte durch umfassende Bildung freizusetzen. Selbst im...