lloyd riggins

Er hat Bournonvilles «Napoli» beim Hamburg Ballett einstudiert, und wenn es nach John Neumeier geht, soll er dereinst dort Kompaniechef werden. Topjob oder Kamikaze-Mission?

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Neun Jahre alt ist der Knirps, der da im leeren Studio des New York City Ballet Klavier übt. Ein ziemlich alter Herr kommt hereingeschneit, scheint allerdings gar keine Notiz von ihm zu nehmen. Abends begegnen die beiden einander wieder, beobachten gemeinsam eine Vorstellung aus der Seitengasse der Bühne. «Spiel unbedingt weiter Klavier!», wispert der Mann dem verblüfften Jungen zu. Der antwortet schlagfertig: «Ich tanze auch, ich will Tänzer werden!» Da schüttelt Mr. B.

energisch den Kopf: «Musiker zu sein ist prima, Tänzer dagegen…!»

Jetzt ist es Lloyd Riggins, der lachend den Kopf schüttelt, wenn er an seine erste und einzige Begegnung mit George Balanchine denkt. Sechsunddreißig Jahre ist das her. In seinem Stammcafé, direkt um die Ecke der eigenen Wohnung in Hamburg-Eppendorf gelegen, hat sich der Tänzer auf einer Bank niedergelassen, einen Cappuccino bestellt, und erzählt eineinhalb Stunden von sich – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Immer hübsch durcheinander, dennoch ganz konzentriert. Seine zwei Kinder, fünf und acht Jahre alt, haben ihn zumindest an diesem Sonntag ausschlafen lassen. «Sonst müssen meine Frau und ich jeden Tag um halb sieben raus.» Zu wenig Schlaf, ...

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Tanz Juni 2015
Rubrik: menschen, Seite 18
von Dorion Weickmann

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