essen: Patrick Delcroix u. a.: «Zeitblicke»

Tanz - Logo

Um diese ästhetische Facette kommt in Deutschland kaum eine größere Kompanie herum: die des Nederlands Dans Theater. Wer einen Jiří ­Kylián oder einen Hans van Manen programmiert, wertet sein Ensemble auf. Das weiß auch der gerade vertraglich um sechs Jahre verlängerte Ballettdirektor Ben Van Cauwenbergh, dessen Vorliebe für Entertainment-Tanz nur sein Publikum freut, sonst aber herrscht wenig Gegenliebe.


Dem künstlerischen Niedergang des Aalto Ballett Theaters wirkt er tapfer entgegen und setzt nun auf ihn: Patrick Delcroix, der als international gefragter Pädagoge für Werke von Kylián gleich einen Doppeljob erledigen durfte, eine Eigenkreation und die Einstudierung von Kyliáns Mini-Meisterwerk «Petite mort». Zu langsamen Mozart-Klängen demonstriert in diesem «Kleinen Tod» eine Gruppe Männer ihre Virilität in Duetten mit Degen.

Hier ein paar elegante Schwünge, da ein Stich, eine sich langsam vom Boden aufrichtende Florettspitze – und Mann und Waffe verschmelzen zum heißkalten Amalgam aus nacktem Muskel und Metall. Nichts als auf die Hüften gerutschte Frauenmieder bekleidet diese vermeintlichen Musketiere – wie Trophäen nach einem Liebesakt.

Wenn später die Klingen durch ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz März 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 39
von Nicole Strecker

Weitere Beiträge
biennale tanzausbildung

Dieter Heitkamp, was bedeutet «Kulturerbe Tanz», das diesjährige Motto der «Biennale Tanzausbildung»? Es knüpft an die Methoden der Rekonstruktion an, um die es bei der vorangegangenen Biennale ging. In Frankfurt gibt es viele Aktivitäten, die mit Dokumentation zu tun haben, sei es die «Motion Bank», seien es Oral-history-Projekte. «Kulturerbe Tanz» ist als Begriff...

mannheim: Dominique Dumais: «Rilke»

Einmal erwähnt Rainer Maria Rilke in seinen «Duineser Elegien» einen Tänzer. Nur das Programmheft zur Rilke-Choreografie von Dominique Dumais, das alle zehn Gedichte auszugsweise abdruckt, ebenso die Off-Stimme, die einige Teile spricht, lassen diese Stelle aus der vierten Elegie weg: «dann erst kam der Tänzer. / Nicht der. Genug! Und wenn er auch so leicht tut, /...

paris: Jean-Claude Gallotta: «Le sacre du printemps»

Was Jean-Claude Gallottas «Le sacre du printemps» von anderen unterscheidet, ist ausgerechnet Igor Strawinskys Musik. Dabei wird sie in keiner Weise verfremdet. Anstatt zu experimentieren, verfolgt Gallotta die Spuren des Meisterwerks zurück bis zu einer selten gehörten Version, eingespielt 1960 vom Columbia Symphony Orchestra. Für sie schwang Strawinsky noch...