Zumutung

Tanzbrocken, wuchtig und unbehauen: Boris Charmatz entführt das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch mit «Liberté Cathédrale» in den Nevigeser Mariendom

Neviges ist nicht Wuppertal. Boris Charmatz hat sich für seine erste echte Kreation als Intendant Artistic Director des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch hinter die Stadtgrenzen begeben, nach Neviges, einem Ortsteil der Kleinstadt Velbert, gut zehn Kilometer Richtung Nordwesten.

In Neviges steht der Mariendom, offiziell «Wallfahrtskirche Maria, Königin des Friedens»: ein ikonischer Kirchenbau, 1968 von Gottfried Böhm im Stil des Brutalismus zwischen Hügel und Fachwerkhäuschen gesetzt, ein Gebirge aus Beton, das als architektonisches Ausrufezeichen ein Symbol der Nachkriegsmoderne darstellt.

Seit rund einem Jahr proben Charmatz, das Wuppertaler Ensemble sowie Gäste hier einen Dialog namens «Liberté Cathédrale»: einen Dialog untereinander, zwischen Choreograf und Tänzer*innen, zwischen Tanz und Gebäude. Und irgendwie auch mit dem Geist Pina Bauschs, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man in Wuppertal tanzt.

Ob Charmatz sich damit Freunde an seiner neuen Wirkungsstätte macht? In Wuppertal selbst war er während seiner ersten Spielzeit nicht besonders präsent, sieht man einmal von der die Stadt umarmenden Eventreihe «Wundertal» im Frühjahr ab (die freilich durchaus einige Herzen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 6
von Falk Schreiber

Weitere Beiträge
Zorn und Trauer

Auf einer zentralen Einkaufsstraße Montréals zieht eine große Gruppe bunt gekleideter Tänzer*innen ihre Kreise. Panflöten erklingen, Klatschen und Gesang. Passant*innen und Theatergänger*innen sammeln sich um die Tanzenden, aus den Fenstern des Fitnessstudios wie der anliegenden Geschäfte schauen Neugierige. Unter den Tanzenden in ihren traditionellen Gewändern...

Mit Haut und Haar

Da steht er also, auf Abschiedstour mitten in der Kantine der Deutschen Oper – ein Hauch von Edelrestaurant mit angeschlossenem Theatertreff. Gerade hat Johnny McMillan sein Fach ausgeräumt, sich von den meisten Kolleg*innen verabschiedet, die eine oder andere Träne verdrückt – «sentimental journey». Am Abend wird er noch mal mit den anderen auf der Bühne stehen,...

Chris Jäger «Daddy Shot My Rabbit»

Am Ende fließt Kunstblut und es fallen Schüsse, aber die Tänzerin mit den süßen, weißen, puscheligen Hasenohren überlebt, genau wie die anderen dieser seltsamen Gemeinschaft, die vielleicht eine Familie ist – Großmutter, Mutter, zwei Kinder. Vielleicht aber auch nicht. Sie scheinen miteinander verbunden, ergehen sich in waghalsig akrobatischen Hebe- und...