Warm-up 4/22
Keine 600 Kilometer liegen zwischen Lwiw in der Westukraine und Dresden. In Dresden wiederum trennen keine acht Kilometer die Palucca Hochschule für Tanz von der ehemaligen KGB-Zentrale. Bis 1990 arbeitete dort der Mann, der jetzt federführend dafür sorgt, dass die Tanzakademie zum Obdach für Flüchtlinge wird – und die Ukraine zur Kriegszone. Alle kennen seinen Namen. Nur hat so gut wie niemand geglaubt, dass er seine Armee tatsächlich in Bewegung setzen wird. Um den Nachbarn zu überfallen. Um Millionen Menschen in die Flucht zu treiben.
Um den Terror des Krieges gegen das Demokratie-, Freiheits- und Selbstbestimmungsrecht einer anderen Nation zu entfesseln und seine eigenen Bürger*innen einzuschüchtern. Sofern das Trommelfeuer des staatlichen Propaganda-Apparats das nicht längst erledigt hat.
In den ersten Tagen des Krieges schieden sich Freund und Feind. Auch die mehrheitlich bislang nicht eben politikaffine Ballettwelt erlebte via Social Media eine beispiellose Mobilisierung und Lagerbildung. Wer stillschweigt oder seinen Like bei Anna Netrebko parkt, die ihren 50. Geburtstag im Kreml feierte, wird den Linientreuen zugeschlagen – wie Bolschoi-Ballerina Svetlana Zakharova, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz April 2022
Rubrik: Editorial, Seite 1
von
Ist das nun der dritte, vierte oder fünfte Stock? Die Besucherin weiß es nicht zu sagen, obwohl sie gerade erst aus dem Aufzug steigt. Die Architektur ist verwirrend, lauter im Zickzackmuster angelegte Korridore und Fensterfronten, unterbrochen von flächigem Sichtbeton. Das Ziel ist ein unspektakuläres Büro: Schreibtisch, Bücherregal, Ledercouch. Ein Arbeits-,...
Später Sonntagnachmittag, das Schweriner Schloss leuchtet vor blitzblauem Himmel, der Platz vor dem Staatstheater gegenüber ist gut gefüllt. Mit Männern, Frauen, Kindern und blaugelben Fahnen aus Stoff und Papier. Gut zwei Stunden später wird man dem ukrainischen Nationalemblem noch einmal begegnen. Nach der Vorstellung von Xenia Wiests «Through my Eyes» postieren...
Schweiz
STEPS
Das Schweizer Tanzfestival «Steps» steht dieses Jahr unter dem Motto «Neue Perspektiven» – und das ist wörtlich gemeint. «Wie verändert sich der Blick auf den Tanz, wenn man ihn nicht im herkömmlichen Bühnensetting erlebt?», fragt die künstlerische Leiterin Isabella Spirig. Und natürlich erwartet man dann, dass internationaler Tanz in ganz abwegigem...