van Manen, Bigonzetti «Beethoven-Ballette»
Eine Uraufführung, zwei moderne Klassiker – gestreamt vom Stuttgarter Ballett: Mauro Bigonzettis Kreation stellt zwar Beethoven nicht auf einen Denkmalsockel, hebt aber immer wieder eine Tänzerin auf den Flügel und erweckt so nicht ganz freiwillig den Eindruck, als habe der Komponist mit seinen Klaviersonaten insgeheim Table Dance-Musik geschrieben.
Was der langjährige Chef des Aterballetto damit andeuten will, ist klar, und der Titel des Stücks signalisiert denn auch nicht nur ein «Einssein» mit anderen Menschen, sondern vor allem ein «Einssein» mit der Musik – ein Zustand, der ihn an eine Meditation erinnert, «erhaben, vollkommen».
Ganz so «erhaben» und «vollkommen» wie die beiden Beethoven-Ballette Hans van Manens ist Bigonzettis Entwurf allerdings nicht. «Adagio Hammerklavier» und Große Fuge» bleiben nicht nur in dieser Hinsicht unerreicht. Aber Bigonzettis Choreografie praktiziert das Einssein auf mannigfaltige Weise. Die Tänzer und Tänzerinnen kennen keine Berührungsängste und greifen die Musik mit Händen – was hier ganz wörtlich zu verstehen ist: Um Andrej Jussow geschart, lassen sie auf dem Flügel erst mal ihre Finger tanzen, bevor sie sich gestenreich Gedanken machen. Und ...
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