unser höchstes gut
Avignon war ein Kinderfest. Ob Theater, Tanz oder Performance, ob bei Angélica Liddell oder Romeo Castellucci, bei Pascal Rambert oder Boris Charmatz – immer wieder standen zwei oder sogar drei Generationen gemeinsam auf der Bühne. Nur Anne-Karine Lescop, die frühere Interpretin von Odile Duboc, hielt sich nicht ans Prinzip. In ihrem «Petit projet de la matière» sind die Kinder auf der Bühne unter sich. Ohne Erwachsene.
Charmatz, selbst Vater, lächelte das ganze Festival von Avignon über so entspannt, als sei er soeben ins Nirwana eingetreten, als trage er als artiste associé nicht einen gehörigen Teil der Verantwortung für das in jedem Jahr kontrovers diskutierte Programm. Es schien, als sei er Lichtjahre davon entfernt, ein Stück mit 26 Kindern, und auch einigen erwachsenen Tänzern, ausgerechnet im Ehrenhof des Papstpalasts aufzuführen. Aber vielleicht bewahrte ihn gerade das völlig Neuartige dieses Stücks davor, von der Kritik einstimmig niedergewalzt zu werden. Das nämlich widerfährt Jahr für Jahr so ziemlich jedem Regisseur, der sich an dieser Stätte die Ehre gibt.
Kinder in Schwarz
Sechs bis zwölf Jahre alt waren die jungen Amateurdarsteller in Charmatz’ Kreation. Neun ...
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Tanz Oktober 2011
Rubrik: ideen, Seite 56
von Thomas Hahn
Was passiert mit uns? Was machen wir jetzt? Die Fragen kehren immer wieder in ihren «Lessons in Revolting», die Laila Soliman, Ruud Gielens und ihr Team in Kairo uraufgeführt und kurz danach beim Festival «Theaterspektakel» in Zürich präsentiert haben. So fragten sich die Leute täglich auch während der Revolution: Wo sie hingehen würden, vor was sie fliehen...
...und Erwachsene haben die gleiche Würde, sagt die Dramaturgin der «Ruhrtriennale», Marietta Piekenbrock (S. 66). Weil Kinder auch das Gleiche essen, im gleichen Bett schlafen, die gleiche Freiheit genießen. Doch nein, sie essen nicht dasselbe wie Erwachsene, lieben andere Betten, müssen erst lernen, mit Freiheit umzugehen. Und schon gar nicht brauchen sie...
Jean-Christophe Maillot ist 50. So läutet er beherzt und beunruhigt zugleich sein «Opus 50» ein. Er darf zurückblicken auf sein Schaffen und sich fragen, wohin die Reise geht. Einhalten und schauen, wie es klingt, wenn Körper, Geist und Tanz miteinander anstoßen. Das Ergebnis soll bestimmt für sich selbst stehen. Erklärende Texte überlässt er Marc Monnet, dem...
