Thierry Malandain «La Pastorale»

Eine der ersten Verbeugungen vor Beethoven anlässlich seines -250. Geburtstages kommt von Thierry Malandain. Als Schöpfer zweier- erfolgreicher Beethoven-Choreografien – «Les Créatures» (2003) und «Silhouette» (2012) – eilt ihm bereits der Ruf des Titanen-Spezialisten voraus. So wünschte sich Beethovens Geburtsstadt Bonn zum Auftakt des Jubiläumsjahres von ihm ein Ballett zur 6. Sinfonie, der «Pastorale». Klarer Auftrag, eigentlich. Doch der Choreograf hatte im Vorfeld sein Herz an eines der skurrilsten Werke Beethovens verloren: «Die Ruinen von Athen».

Ein Festspiel, das erst den Zustand der Welt beklagt, dann als Gegenmodell das antike Ideal feiert. Damit beginnt nun Malandain seinen «Pastorale»-Abend, und er hängt am Ende – allen Verwirrungen zum Trotz – einen Auszug aus der Kantate «Meeresstille und glückliche Fahrt» an. Man muss wohl Experte sein, um dem Geheimnis dieses dreigliedrigen Konzepts auf die Spur zu -kommen.

Zunächst also: Ein Abgesang auf die Menschheit und der Beethoven’sche Kampf um Freiheit in einer Art Käfig aus Ballettstangen (Bühne: Jorge Gallardo). Die Tänzer des Malandain Ballet Biarritz werfen ihre Körper gegen die Metallstangen, baumeln schlaff wie ...

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Tanz April 2020
Rubrik: Beethoven, Seite 18
von Nicole Strecker

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