«The Barre Project – Blake Works II » von William Forsythe
«Erfinden besteht in der Fähigkeit, das Potenzial eines Stoffes zu erfassen, und in dem Talent, Gedanken zu formen und zu gestalten, die ihm entsprechen.» Dieser Satz, von Mary Shelley 1831 mit Bezug auf das sprichwörtliche «Ei des Kolumbus» im Vorwort zu ihrem «Frankenstein»-Roman formuliert, lässt sich trefflich auf diese vermeintlich simple Kreation eines Meisters übertragen.
Während der Covid-Krise hat die Tanz-Community in den sozialen Netzwerken verzweifelt um Sichtbarkeit gekämpft und dabei ihre Vitalität unter Beweis gestellt – bis hin zu bisweilen bizarren Trainings- und Kreativitäts-Verrenkungen in klaustrophoben Küchen- und Wohnzimmerkulissen. Was immer irgendwie geeignet schien, musste als Barre, als Stange herhalten. Dann trat William Forsythe auf den Plan und verwandelte die wohl monotonste Liturgie im Leben aller Tänzerinnen und Tänzer in einen inspirierenden Essay über die choreografische Erfindungskraft, ja, wenn man so will, über die Ethik des Tanzens schlechthin. Denn nichts weniger ist «The Barre Project – Blake Works II», dieser von Forsythe gemeinsam mit Tiler Peck, Principal des New York City Ballet, während des Lockdowns kreierte Tanzfilm, in dem auch die ...
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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: The Winners Are, Seite 122
von Silvia Poletti
Programmatische Premieren. Gleich zu Beginn der Saison 2020/21 titelt Emily Molnar jedenfalls noch hoffnungsvoll einen Abend «Endlessly Free» – und ohne Zweifel spricht die neue Direktorin des Nederlands Dans Theater (NDT) damit den wenigen, noch erlaubten Zuschauern im Zuiderstrandtheater in Den Haag aus dem Herzen. Auch zwei Monate später klingt die Botschaft...
Ein Tag im Winter 2021. Im Homeoffice. Schriftsteller sind ja seit circa 2500 Jahren im Homeoffice, wir sind gewissermaßen die Gründungsväter des Homeoffice. Man solle das Homeoffice verantwortungsvoll nutzen, hat der Bundespräsident gesagt. Tolstoi konnte das, der hatte sogar 13 Kinder im Homeoffice und hat dabei noch «Krieg und Frieden» geschrieben. Normalerweise...
Die Pandemie hat das extreme Tempo aus der Zeit davor herausgenommen. Das Deutsche Tanzfilminstitut hat als gleichermaßen tanzfilmproduzierende und archivierende Gedächtnisorganisation endlich einmal Zeit für die Inventur seiner Bestände und entdeckt vieles neu. Mit Dankbarkeit und Freude erfüllt uns, dass wir – wie die meisten Theater, Museen und Bibliotheken –...
