Tanzplattform
Es muss schon Mitternacht gewesen sein, als eine Tanzveranstalterin sich ein Herz fasste, ein DIN-A4-Papier aus der Tasche zog und es ehrfürchtig unter dem Tisch hergab. «Das sind sie», flüsterte sie. Der Zettel notierte elf Produktionen und damals 48 Namen. Diese Produktionen seien zur Tanzplattform 2010 eingeladen. Die Namen, die noch auf 50 erhöht würden, seien die jener Choreografen, die man in Deutschland für die Besten ihrer Kunst halte – ausgeknobelt in einer intimen Jurysitzung.
Wurde bewusst schon Monate vor dem Ereignis diese Liste unter der Hand lanciert, um eine große Diskussion zu entfachen? Wer gehört nicht mehr dazu? Wer steht stattdessen drauf? Warum die, aber nicht der?
Schon am nächsten Tag, um Gewissheit über die Echtheit dieses Papiers zu erhalten, schien es, als wüsste jeder längst Bescheid in einer Nahrungskette, deren Kost aus Tränen, Wut und Empörung ebenso wie aus Freude, Genugtuung und Feierlaune besteht. Eine bekannte Kritikerin aus Düsseldorf und Frankfurt, Melanie Suchy, ein Dramaturg, Kurator, Choreograf und Tänzer in Personalunion, Jochen Roller, und die Veranstalter der Tafelhalle im KunstKulturQuartier in Nürnberg, Gerti Köhn und Michael Bader, ...
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