Tänzer des Jahres: Paul White

Er hat Publikum und Presse im Sturm erobert. Weil der Novize des Wuppertaler Tanztheaters genau das in den Kreislauf der Kompanie einspeist, was dringend gebraucht wird: frisches Blut und jede Menge Energie

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Als das Tanztheater Wuppertal im Februar ein leeres Werksgelände mit «Underground II» – kurzen Eigenkreationen seiner Tänzer – bespielte, fiel Paul White mit einer Mischung aus Humor und Ernst aus dem Rahmen allzu vieler elegischer Szenen. Er klemmte in einer Ecke mit einem gekrakelten Schild, «Bitte um Spenden, ich habe mein Talent verloren», führte unisono mit seinem projizierten zehnjährigen Selbst lustvoll-rasanten Stepptanz auf und klagte anschließend, wohin auch immer er käme, stets sei das Goldene Zeitalter gerade vorbei.

Neulinge beim Wuppertaler Tanztheater haben, wie er weiß, von den Alteingesessenen allerdings schon immer zu hören gekriegt: «Vor zehn Jahren war es richtig toll!»

Paul White, seit eineinhalb Jahren Kompaniemitglied, hat schon eine Menge Gold gesammelt in seinen 31 Lebensjahren. Inzwischen sei ihm dessen Glanz nicht mehr wichtig, sagt er unbeschwert. Er besitzt Talent zum Aufmuntern, bestätigt Breanna O´Mara, die plötzlich das Café um die Ecke vom Tanztheaterbüro betritt. Sie war eine von 600 Tänzerinnen, die sich im Februar beim Damen-Vortanzen drängten, eine von drei neuen im Ensemble.

__________Frischer Wind

Kollege Paul freut sich auf sie, denn die ...

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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die saison 2013/14, Seite 130
von Melanie Suchy

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