Stephan Thoss «Mozart»
Stühle über Stühle. Erst aufgehäuft zu einem Berg, der sich langsam erhebt, um dann anderthalb Stunden lang bedrohlich über der Bühne des Opernhauses zu schweben. Bei Stephan Thoss, diesmal auch als sein eigener Bühnen- und Kostümbildner tätig, geschieht nichts ohne Grund. Deshalb lässt sich das Dekor auch nicht einfach als ein etwas hölzern geratener Kronleuchter interpretieren. Symbolisch steht es wohl eher für den Umstand, dass Mozart seinen Ort nie wirklich gefunden hat.
Zumindest nicht auf Erden, und schon gar nicht in Mannheim, wo sich 1777, d. h.
im Gründungsjahr des Nationaltheaters, für «das liebe Kind» keine «Vakatur» gefunden hat, wie der nun doch schon 21-Jährige an seinen Vater schreibt. Die kurpfälzische Residenz bleibt für den angehenden Komponisten bloß eine Durchgangsstation, und dieses transitorische Moment macht der Mannheimer Ballettdirektor zum Thema – deutlich nicht nur durch gelegentliche Kutschengeräusche, sondern mit einer durch und durch dynamisch gestalteten Choreografie, die immer etwas Getriebenes, Umtriebiges hat. Kaum einen Augenblick kommt der Bewegungsfluss zum Stehen. Immer wieder formiert er sich aufs Neue, und diese ständige Veränderung macht es ...
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Tanz Dezember 2021
Rubrik: Kalender, Seite 39
von Hartmut Regitz
CD des Monats
BALLETS RUSSES
Man kann den «tiefen Schock» der Orchestermusiker nachempfinden, als sie Strawinskys «L’Oiseau de feu» zum ersten Mal auf historischen Instrumenten probten. Streichinstrumente mit Darmsaiten, Blechbläser mit kleiner Bohrung, Harfen französischer Bauart klingen einfach anders als heutiges Instrumentarium. Kein Wunder, wenn man...
Eine neue Tanzkompanie! Of Curious Nature sind beheimatet in Bremen und Hannover, bestehen aus insgesamt zehn Tänzer*innen und werden geleitet von Felix Landerer und Helge Letonja, eine Förderung besteht über das Tanzentwicklungskonzept TANZ-raum Nord. Ein erster gemeinsamer Abend der Gruppe mit Arbeiten der beiden Leiter ist im Kleinen Haus des Bremer Theaters zu...
Acht Herren betreten die Bühne im Gänsemarsch, Schulter an Schulter. Ihre Anzuguniformen hauchen Soldatisches aus, aber sind einander zu nah. Die athletische Männlichkeit zerschmettert ein herzliches «La La La» aus ihren großen Mündern. Die Herren aus beiden Kongostaaten und aus Westafrika marschieren auf, zersingen ihr Soldatenlied, rufen «fekete», Schwarz, wie...