Sidi Larbi Cherkaoui
Das Schöne an Sidi Larbi Cherkaoui ist, dass er so vieles gleichzeitig sein kann. Marokkaner und Belgier, ernsthaft und übermütig, systematisch und sehr spontan. Alle nennen ihn Larbi, weil dieser Name unsereinem doch leichter von der Zunge rollt als Cherkaoui. Er ist ein Mann Anfang dreißig, sehr schmal, sehr zart, mit weißer, fast durchscheinender Haut, der aussieht wie ein Flame, vor allem, wenn er seine Haare bleicht – und dann dieser arabische Name! Solche Widersprüche liebt er, im Leben und auf der Bühne.
Eigentlich wollte er Maler werden, aber dafür war er zu ungeduldig, es war ihm zu einsam, zu endgültig – mit Bewegungen zu malen, mit Musik und Menschen, immer wieder neu anzufangen, es besser, immer noch besser zu machen, das war die Herausforderung, mit der er sich wohl fühlte. Und er konnte dabei aus vielen Wurzeln schöpfen: klassische arabische Musik, gregorianische Gesänge, HipHop, Mathematik. Das Flüchtige des zeitgenössischen Tanzes, das ewige Versprechen von Wiederholung und Variation, fügte alles zusammen und veränderte es, ließ ihn zum schillernden Hexenmeister werden über die Räusche von Körper, Geist und Abstraktion. Die Offenbarung hieß für ihn Pina Bausch, und ...
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