Raumsphären
Im vergangenen Jahr wurde das Theater mit einer in seiner gesamten Geschichte noch nicht erlebten Herausforderung konfrontiert: der Auswirkung von digitalen Medien. Natürlich hat es neue Technologien immer willkommen geheißen, angefangen von der Laterna magica bis hin zur Lichtsteuerung per Computer. Aber das geschah innerhalb seiner eigenen künstlerischen und physischen Grenzen. Die neuen Medien haben hingegen ein neues Publikum erschlossen, dessen Interaktion mit der medienbasierten Aufführung vom Theaterraum völlig losgelöst ist.
Es gibt eine ganze Generation, die mit Bildschirmen aufgewachsen ist und Aufführungen – Theater, Filme, Stadionkonzerte – primär über ein elektronisches Medium wahrnimmt. Bis zum 20. Jahrhundert waren alle Arten von Vorstellungen räumliche Ereignisse, bestehend aus der Interaktion zwischen Darstellern und Zuschauern in einem gemeinsamen Raum. Der Bildschirm eliminiert nun die Erfahrung des Raums und schafft einen Zuschauer, dessen Wahrnehmungsverständnis der Aufführung ganz anders ist. Die Definition des Zuschauers hat sich komplett verändert. In der Pandemie waren die meisten Theater geschlossen, Live-Theater damit nicht mehr verfügbar. Wer eine ...
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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: Unterwegs, Seite 86
von Arnold Aronson
Die Forderung, dass sich Theater dem digitalen Wandel in der Gesellschaft stellen muss – und zwar sowohl inhaltlich mit den Mitteln der Kunst als auch in der Anpassung der eigenen Produktionsprozesse – ist nicht neu. Die eigene Sichtbarkeit im Digitalen und damit einhergehende neue Praktiken der Inszenierung und Rezeption für digitale Bühnen – das hat vor 2020...
Wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen hat die Black-Lives-Matter-Bewegung (BLM) auch in der Tanzwelt starken Widerhall gefunden. Nicht nur schwarze Tänzer*innen sind inzwischen immer gefragter, auch mehr und mehr virtuelle Performances werden von schwarzen Choreograf*innen kreiert. Für eine aufregende Online-Premiere sorgte Jamar Roberts mit «A Jam Session for...
Im Frühjahr 2020 hatte ich gerade damit begonnen, ein Ballett mit dem Titel «Gloria» zu choreografieren, als nach wenigen Probentagen der Prozess abrupt abgebrochen wurde. Es war sehr unwirklich. Mit den Proben zu einem neuen Stück beginnt normalerweise eine Art Eintauchen. In die Musik, in das Schrittmaterial, den Raum, das Thema. Die Außenwelt rückt währenddessen...
