Radikale Nomadin
Virve Sutinen, die Choreografin Cristina Caprioli, die Sie im Rahmen der letzten von Ihnen kuratierten «Tanz im August»-Ausgabe mit einer Retrospektive ehren, gehört zu den fast schon wieder vergessenen Heldinnen des postmodernen Tanzes. Welche Bedeutung hat die in Italien geborene, in Schweden eingewanderte Künstlerin?
Vor allem auf die nordischen Länder hat sie einen immensen Einfluss. Sie ist eine zentrale Kraft, die den Typus der postmodernen Tanzschöpferin hervorgebracht hat.
Sie bündelt das postmoderne und das zeitgenössische Denken der Bühne, indem sie wie kaum eine andere den Begriff der Choreografie hinterfragt hat: Was kann sie und was kann sie sein? Wie sollte sie präsentiert werden? Ich meine, allein dank dieser Fragen ist sie schon eine sehr radikale Künstlerin. Und es gibt einen Grund, warum sie, wie einige andere Künstlerinnen auch, Rosemary Butcher etwa, international nicht gesehen werden – eben weil Cristina Caprioli ihren Schwerpunkt auf eine Art von radikaler Diktion legt, die spätere Generationen inspiriert und intellektuell herausfordert, aber vielleicht nicht die gegenwärtig Tonangebenden.
Wann sind Sie ihr begegnet?
Ich hatte nach meinem Studium an der NYU ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz August/September 2022
Rubrik: Tanz im August, Seite 6
von Arnd Wesemann
Sie wussten es, die jungen Choreografen des Juni-Abends «Heute ist morgen» im Prinzregententheater: Nur einer schafft es mit seiner Kreation ins Nationaltheater. Das auserwählte Stück sollte mit Sharon Eyals «Bedroom Folk» korrespondieren, dieser kaltheißen Abstraktion wechselnder Beziehungen in und rund um die coolen Clubs in Tel Aviv, die bisher im Rahmen eines...
Ein Bild aus vergangenen Zeiten: eine Frau und drei Männer an einem Tisch in unbeschwertem Beisammensein. Durch eine transparente Wand betrachtet ein junger Mann wehmütig diese Szene. Er tritt in Kontakt zu den vertrauten Menschen und erlebt, musikalisch getragen von Simon & Garfunkel und später Franz Schuberts Klaviersonate in B-Dur, glückliche wie unschöne...
Der Sommer hatte dem Corona-Virus zugesetzt. Zu heiß, zu viel Luft ... Wir konnten wieder ins Theater. Wir würden nicht sehr viele Abende schaffen. Aber daran dachten wir im September 2020 lieber nicht. Das Schauspielhaus Zürich eröffnete mit einem Tanzstück, mit «The Köln Concert» von Trajal Harrell zu Musik von Keith Jarrett und Joni Mitchell. Wir saßen mit...