polka oder patina

Der Volkstanz hat ein Imageproblem, seit sich Potentaten über ihn hergemacht haben. Dabei kann er charmant und verbindlich, rebellisch und kratzbürstig sein – wenn er den zeitgenössischen Schulterschluss sucht

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Tanzen, dass sich die Balken biegen. So hatte man sich das im Hamburger K3 – Zentrum für Choreographie auf Kampnagel gewünscht. «HEUTE: volkstanzen» heißt der daraus entstandene Abend, der zeitgenössische Choreo­grafie, traditionelle Schule und eine neue urbane Folk- und Tanz-Bewegung zusammenspannt. Natürlich tun sich dabei Widersprüche auf, denn die deutsche Geschichte hat dem Volkstanz ein Imageproblem beschert: NS-Diktatur und DDR-Sozialismus haben die Folklore ausgeschlachtet, sie als Propagandainstrument und gemeinschaftsstiftendes Kulturgut vereinnahmt.

Angesichts dieser Hypothek verwundert es kaum, dass «HEUTE: volkstanzen» das Einzige der 32 aus dem Tanzfonds Erbe geförderten Projekte ist, das sich mit dieser Tanzkultur beschäftigt. Eine Ehrenrettung? Jedenfalls scheint es ein verstärktes Interesse an Polka & Co. zu geben.

Also auf nach Kampnagel, zur Uraufführung von «HEUTE: volkstanzen». Die Bar ist geöffnet, nebenan gruppieren sich lose Stühle rund um die Tanzfläche. Die Grenzen sind fließend. Rolf Pauer, Volkstanz-Lehrer seit 1959 und immer noch Leiter des Hamburger Tanzkreises «De Plummenschürrer», bittet zum angeleiteten Tanz: «In Paaren aufstellen, idealerweise ...

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Tanz Mai 2014
Rubrik: traditionen, Seite 54
von Irmela Kästner

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