Politikum

Der Choreograf Christian Spuck, Direktor des Ballett Zürich, hat unlängst am Bolschoi gearbeitet. Wie er die Lage einschätzt, schildert er Hartmut Regitz

Tanz - Logo

Es ist ein gutes Jahr her, dass Sie am Moskauer Bolschoi-Theater das Ballett «Orlando» erarbeitet haben. Aus dieser Zeit werden sich Kontakte erhalten haben. Wie erleben Sie die derzeitige Situation im Widerhall der Ihnen bekannten Tänzer und Tänzerinnen? 
Ich persönlich bin vor allem mit jenen west- oder nichteuropäischen Tänzern und Tänzerinnen im engen Kontakt, die das Land fluchtartig verlassen haben, weil sie Kriegsrecht und damit Grenzschließungen befürchten mussten.

Selbstverständlich versuchen wir, und das heißt in diesem Falle: fast alle Ballettensembles, allen Tänzern und Tänzerinnen zu helfen – egal, ob sie aus Russland oder der Ukraine stammen. Sie können erst einmal mit unseren Ensembles trainieren. Aber wir schauen auch zu, wie wir Ihnen finanziell oder anderweitig unter die Arme greifen können.

Haben sich denn Ihre Beziehungen unter dem Druck der Politik verändert? 
Meine persönlichen sind ungestört. Immer wieder habe ich dabei allerdings den Eindruck, dass das wirkliche Elend in der Ukraine von meinen russischen Gesprächspartnern nicht immer in seinem ganzen Ausmaß erkannt wird. Die Menschen in Russland sind Gefangene in Putins Propaganda-Maschinerie, sie können ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz April 2022
Rubrik: Ukraine-Krieg, Seite 10
von Hartmut Regitz

Weitere Beiträge
Koffer packen

Entgegen allen Hoffnungen, die Kunstwelt – insbesondere das klassische Ballett – möge von den jüngsten weltpolitischen Ereignissen unberührt bleiben, hat sich die russische Ballettwelt in den ersten Märzwochen dieses Jahres im Zuge des Russland-Ukraine-Konflikts drastisch verändert. Die beiden größten und prestigeträchtigsten Ballettkompanien des Landes, das...

Süß, sexy, edgy

K-Pop, koreanische Popmusik, ist ein Phänomen. Sucht man bei You-Tube nach Bands wie BTS, Blackpink, Monsta X oder NCT Dream, ist man überrascht von den Klickzahlen: Kaum ein Musikvideo hat unter 100 Millionen Aufrufe, und trotz der geringeren Popularität in Europa und den USA machen die südkoreanischen Gruppen westlichen Stars wie Ed Sheeran, Adele und Justin...

Christian Rizzo «Miramar»

Der Einfluss von Putins Ukraine-Krieg auf das Tanzschaffen beginnt bei Christian Rizzo: an einem imaginären Strand. Denn «miramar» bedeutet: das Meer anschauen. Einen Ort des Friedens wollte der Leiter des Centre chorégraphique national von Montpellier schaffen. Zum Beispiel: einen Strand, wo Menschen sich öffnen, einander betrachten oder in sich gehen. Auf der...