Poesie und Passion
Die Salzburger Felsenreitschule ist an sich schon eine Sensation. Vierzig Meter breite Bühne, dahinter dreistöckige Arkadengänge – die reine Naturkulisse. Einst diente der extravagante Bau als Trainingsfläche erzbischöflicher Reitersleute, sodann als Arena sogenannter Tierhatzen, bei denen animalische Kombattanten aufeinander losgelassen wurden. Das Publikum blickte aus den Felsnischen auf die blutigen Duelle. Später wurde das Areal als Hofstallkaserne umgerüstet und beherbergte schließlich das österreichische Bundesheer.
Bis der Regisseur Max Reinhardt auf die Idee kam, das Setting umzudrehen: Publikum wandert aus den Arkaden in ganz normale Sitzreihen und die durchhöhlte Steinwand wird zum theatralischen Blickfang. Seit 1926 ist die Felsenreitschule ein Ort der Kunst, ein magischer Raum für Oper und Schauspiel. Auch Tanz ist hin und wieder mit von der Partie. John Neumeier hat hier 1991 sein «Requiem» uraufgeführt, Pina Bausch 2005 ihre «Nelken» gezeigt – aber schon die «Orfeo ed Euridice»-Produktion, die 1948 den Reigen der Musiktheater-Inszenierungen in der Felsenreitschule eröffnete, wurde choreografisch ausgestaltet: von Bernhard Wosien, der bereits mit Oskar Schlemmer ...
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Tanz Oktober 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 10
von Dorion Weickmann
Pro und Contra
TANZ UND DIGITALITÄT
Immer mehr Künstler*innen experimentieren mit digitalen Medien. Deren Möglichkeiten sind noch lange nicht erschöpft. Gleichzeitig gelten sie als Gefahr, die nur durch das Tanzen gebannt werden kann – hier zwei Beispiele.
Pro: Wer durch ein Teleskop oder ein Mikroskop schaut, wundert sich nicht, etwas anderes zu sehen als das, was...
Ein Traum der österreichischen freien Tanzszene ist es, endlich eigene Kompanien zu haben. Es existieren zwar einige kleinere Formationen, etwa Chris Harings Ensemble Liquid Loft, Parasol im Tanzquartier Wien und temporäre Gruppierungen – aber nur die Salzburger Bodhi Project Dance Company löst den Anspruch einer größeren Repertoirekompanie ein.
Gegründet 2008 im...
NOA ESHKOL
Noa Eshkol ist in erster Linie als Tänzerin, Choreografin und Tanztheoretikerin bekannt. Die 2007 im Alter von 83 Jahren gestorbene Israelin war allerdings auch Bildende Künstlerin, die Wandteppich-Arbeiten herstellte, welche weit über den Tanzbereich hinausweisen. Die Berliner Galerie neugerriemschneider hat Eshkol schon mehrfach im Kunstkontext...