Parkett International: Italien
In einer Welt ohne Covid-19 hätte die italienische Festival-Saison Anfang Juni begonnen, und wir könnten nun fleißig Neuproduktionen beurteilen. Stattdessen leben wir in einer Zeit der Unsicherheit und des Stillstands, den nicht allein die Pandemie verursacht hat, sondern mehr noch die uneindeutige Haltung der Politik gegenüber den performativen Künsten.
Schon ganz zu Anfang des Lockdowns erwies sich der italienische Kulturminister Dario Franceschini als komplett unfähig, einen Fahrplan zu entwickeln, um der Krise zu begegnen, die im Theatersektor landesweit immerhin mehr als 300 000 Menschen betrifft. Stattdessen lud Franceschini Künstlerinnen und Künstler lediglich dazu ein, «die virtuelle Bühne als Chance zu nutzen» und erklärte, dass er sich so etwas wie «ein Netflix der Performing Arts» vorstelle. Ein merkwürdiges Statement, das denn auch vielerorts auf Argwohn stieß: Anstatt eine Strategie zu entwickeln, um die kulturellen Institutionen des Landes zu unterstützen (die übrigens eine nicht zu unterschätzende ökonomische Ressource für den Staatshaushalt darstellen), fiel dem Minister nichts weiter ein, als dieser seltsame Kommentar. Was meinte er damit wirklich? Hatte er ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Parkett International, Seite 140
von Silvia Poletti
Die Tänzer treten nacheinander auf. Jeder von ihnen eine vollkommene Monade, die einsam um sich selbst kreist, melancholisch oder wütend in den eigenen Körper verbohrt. Doch dann passiert etwas Unerhörtes. Zwei Tänzer nähern sich immer mehr einander an. Spannung baut sich bei den Zuschauern in einer der raren Vorstellungen der letzten Monate auf – sie werden doch...
Es ist fast 20 Jahre her, seit Alina Cojocaru bei der «Nijinsky-Gala 2001» in Hamburg nicht nur den Pas de deux aus «Blumenfest in Genzano», sondern auch den zweiten Akt aus «Giselle» mit Ethan Stiefel tanzte. Obwohl ich Alina zuvor als faszinierende Tänzerin in London erlebt hatte, wurde dieser Gala-Auftritt in Hamburg für mich zu einer Offenbarung. Ihre...
2007 saß ich in einem Flugzeug von Melbourne nach Paris. Wir hatten gerade «The Show Must Go On» gespielt. In den Zeitungen an Bord las ich einen Artikel, in dem es hieß, dass aufgrund der Klimaerwärmung jede*r seine CO2-Emissionen reduzieren müsse. Mit mir waren 20 Tänzer*innen im Flugzeug. Sofort kam mir die Idee, künftig nicht mehr mit der ganzen Kompanie zu...