Parkett International: Italien

«Netflix der Performing Arts» – das Kulturministerium fördert Videoformate und legt den Theatern die Schließung nahe. Ob die dominante Konzeptkunst wirklich auf den Screen passt?

Tanz - Logo

In einer Welt ohne Covid-19 hätte die italienische Festival-Saison Anfang Juni begonnen, und wir könnten nun fleißig Neuproduktionen beurteilen. Stattdessen leben wir in einer Zeit der Unsicherheit und des Stillstands, den nicht allein die Pandemie verursacht hat, sondern mehr noch die uneindeutige Haltung der Politik gegenüber den performativen Künsten.

Schon ganz zu Anfang des Lockdowns erwies sich der italienische Kulturminister Dario Franceschini als komplett un­fähig, einen Fahrplan zu entwickeln, um der Krise zu begegnen, die im Theatersektor landesweit immerhin mehr als 300 000 Menschen betrifft. Stattdessen lud Franceschini Künstlerinnen und Künstler lediglich dazu ein, «die virtuelle Bühne als Chance zu nutzen» und erklärte, dass er sich so etwas wie «ein Netflix der Performing Arts» vorstelle. Ein merkwürdiges Statement, das denn auch vielerorts auf Argwohn stieß: Anstatt eine Strategie zu entwickeln, um die kulturellen Institutionen des Landes zu unterstützen (die übrigens eine nicht zu unterschätzende ökonomische Ressource für den Staatshaushalt darstellen), fiel dem Minister nichts weiter ein, als dieser seltsame Kommentar. Was meinte er damit wirklich? Hatte er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Parkett International, Seite 140
von Silvia Poletti

Weitere Beiträge
Jérôme Bel

2007 saß ich in einem Flugzeug von Melbourne nach Paris. Wir hatten gerade «The Show Must Go On» gespielt. In den Zeitungen an Bord las ich einen Artikel, in dem es hieß, dass aufgrund der Klimaerwärmung jede*r seine CO2-Emissionen reduzieren müsse. Mit mir waren 20 Tänzer*innen im Flugzeug. Sofort  kam mir die Idee, künftig nicht mehr mit der ganzen Kompanie zu...

Parkett International: Großbritannien

Am Samstag, dem 14. März 2020 kam Kenneth Tindalls «Geisha», für das Northern Ballet choreografiert, im Grand Theatre der Stadt Leeds zur Uraufführung. Das Premierenpublikum zeigte sich einhellig begeistert und feierte das Stück mit Standing Ovations. Gleich mit der Eröffnungssequenz – sie zeigt die Silhouetten ­japanischer Fischer, die mit einem großen Netz...

Parkett International: Skandinavien

Beschäftigt die GöteborgsOperans Danskompani Hellseher? Als ich im letzten Herbst durch das Werbematerial der Kompanie blätterte, stieß ich auf den Titel «Virus/Love. Contagious dance». Der Doppelabend wurde gegen Ende 2019 gezeigt, und beide Stücke kamen sehr gut an. Es scheint, als hätte die Kompanie ein ausnehmend glückliches Händchen für Themen: Fast alles, was...