Mr. Fantastic
«One of a Kind» nennt sich das dreiaktige Stück, das derzeit nur beim Stuttgarter Ballett zu sehen ist. Eine Choreografie von sublimer Symbolkraft und zugleich herausragender Bedeutung – nicht nur, weil Jiří Kylián sie 1998 zum 150. Jubiläum der Niederländischen Verfassung geschaffen hat, sondern weil das Werk exemplarisch für das Widerspiel von Einzigartigkeit und Ensemble steht und damit für die Grundbedingung eines jeden Miteinanders. Jason Reilly spielt darin eine ambivalente Rolle, sowohl in der Gruppe wie als Solist.
«Ein schwieriges Stück», konstatiert er lapidar, als wir uns am Tag nach der Aufführung im Ballettsaal treffen, und zwar frühmorgens um neun Uhr. Reilly ist notorischer Frühaufsteher. Während andere um diese Zeit noch die müden Glieder strecken, hat er längst ein anderthalbstündiges Krafttraining im Fitnessstudio der John Cranko Schule hinter sich und ist voller Tatendrang. Proben zu dem Cranko-Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll, stehen im Anschluss an das Gespräch an. Doch keine Spur von Nervosität. Im Gegenteil. Reilly nimmt sich Zeit, lacht viel und gibt sich locker vom Hocker, als könnte ihm nichts und niemand was anhaben.
Ein großer ...
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Tanz Mai 2023
Rubrik: Menschen, Seite 20
von Hartmut Regitz
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