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Ob Richard Siegal den Sprung auf den Chefsessel des Bayerischen Staatsballetts nur knapp oder um Längen verpasst hat, darüber darf spekuliert werden. Sicher ist: Sein zeitgenössischer Werkzeugkasten ist besser bestückt als der des siegreichen Igor Zelensky (tanz 4/14). Denn Siegal unterhält nicht nur sein eigenes, «If/Then» tituliertes Entwurfsverfahren, sondern operiert mit zahlreichen Parametern, die den Tanz aus dem Theatersetting herauskatapultieren.
Diesen Verschränkungen geht die Tanzwissenschaftlerin Miriam Althammer in der online-Publikation «InterAktion» nach, die Siegals Schaffen retrospektiv «im Spannungsfeld von Tanz und bildender Kunst der 60er Jahre» verankert. Also dort, wo die ästhetische Avantgarde die Genregrenzen durch Öffnung und Inklusion bis dato feldfremder Bestandteile auflöste. Die Hybridisierung der Kunst, die Verbindung von Ausstellungsartefakt und lebendigem Körper lässt sich bis in die Popkultur jener Jahre nachzeichnen. Althammer indes folgt vor allem der performativen Schiene und landet natürlich bei Cunningham & Cage.
Aufschlussreich ist die Darstellung, wo sie den «If/Then»-Prozess, also Siegals Kreationsprogramm, ...
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Tanz Mai 2014
Rubrik: medien, Seite 58
von
Marineblaue Hose, T-Shirt, ein feiner azurblauer Streifen schlängelt sich hüftabwärts bis zu den Füßen. Gebeugt sitzt die Frau an einem Tisch aus Plexiglas, rücklings zum hereinströmenden Publikum, das die Tribüne der zweiten Spielstätte des Berliner Hebbel-am-Ufer-Theaters entert und von dort aus den Blick auf einen zentral gehängten, weißwollenen...
«Pieces of me» der Bonner Kompanie legt kein Ego auf die Schlachtplatte. Vielmehr bröckeln die Choreografin Rafaële Giovanola und der Dramaturg Rainald Endraß mit sieben Tänzern Szenen-Fragmente auf die weiße Bühne. Der Lichtdesigner Marc Brodeur rahmt sie zuweilen mit dunklen Linien wie ein Riesenfenster. Die Zuschauer gehen um das Feld herum, wechseln die...
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emma daniel
So kann man sich täuschen. Auf den ersten Blick erweckt Emma Daniel den Eindruck, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Bewusst ungelenk wirkt sie zunächst in «RechtsRadikal» von Christoph Winkler, ein Mädchen mitten in der Pubertät: noch etwas verpuppt und sich ihres Selbst keineswegs sicher. Erst die Zuwendung der anderen Frauen...