Marguerite Donlon «Lorca»
So kann man sich natürlich auch gegen Kritik immunisieren. «Ich wurde geboren als Dichter, als Künstler. Lass’ mir meine Flügel» lässt Marguerite Donlon zu Beginn ihres jüngsten Tanzabends am Theater Osnabrück ein Zitat von Federico García Lorca einspielen und stellt so von vornherein klar: Es geht hier um Kunst, um etwas, das nicht fassbar ist mit den Kriterien des Diesseits, jeder Versuch der Einordnung, Analyse, Kritik wäre ein Stutzen der Flügel des Künstlers. Und das kann doch niemand wollen.
Weswegen schon die Feststellung, dass Donlon Lorca vor allem als Stimmungslieferant benutzt, verwerflich ist. Aber es hilft ja nichts: Anders als Olaf Schmidt, der mit seiner Lüneburger «Bluthochzeit» (tanz 6/22) voriges Jahr Lorcas Biografie in den Werken des andalusischen Dichters spiegelte, geht es hier in erster Linie um Bilder, die sich mal aus dem spanischen Gedichttext, mal aus deutschsprachigen Prosapassagen in Tanzszenen von berührender Schönheit verwandeln. Denn das kann Donlon: trotz der Einschränkungen eines sehr kleinen Ensembles (gerade mal sieben Tänzer*innen sind in «Lorca» besetzt) ein Gesamtkunstwerk schaffen, das Licht (Ernst Schießl), Video (Lieve Vanderschaeve) und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Mai 2023
Rubrik: Kalender, Seite 39
von Falk Schreiber
«One of a Kind» nennt sich das dreiaktige Stück, das derzeit nur beim Stuttgarter Ballett zu sehen ist. Eine Choreografie von sublimer Symbolkraft und zugleich herausragender Bedeutung – nicht nur, weil Jiří Kylián sie 1998 zum 150. Jubiläum der Niederländischen Verfassung geschaffen hat, sondern weil das Werk exemplarisch für das Widerspiel von Einzigartigkeit und...
Die Bühne im Pariser Palais Garnier ist eine Schräge, wie zu barocken und klassischen Ballettzeiten üblich. Doch normalerweise vergisst der Zuschauer die fünf Prozent Gefälle, und nur die Tänzer klagen über Balanceprobleme. In «Pit» aber scheint der Tanzboden direkt in den Orchestergraben abzugleiten. Der ist ein Schlund, ein Abgrund, ein «Pit» der Bühne und der...
Ein Wiegen, Schwimmen, Schweben. In Wubkje Kuindersmas «Resonance of Dreams» verwandelt sich das Kieler Ballettensemble in einen Schwarm, der sich zu den Klängen von Friedrich Heinrich Kern, Georgs Pelēcis, Alfred Schnittke und Pēteris Vasks organisch bewegt, mal synchron, mal bewusst gegenläufig, ein einziges An- und Abschwellen, vor dem Marina Kadyrkulova...