Marcos Morau, Crystal Pite «OVERTURE»
Die Freiheit führt das Volk. Manches an Marcos Moraus «Overture» am Staatsballett Berlin erinnert an Eugène Delacroix’ ikonografisches Revolutionsgemälde «La Liberté guidant le peuple» von 1830: Ein Bauwerk will erichtet werden, eine griechische Säule, was man nicht überinterpretiert, wenn man darin den Anfang von antiker Demokratie und abendländischer Kultur erkennt.
Die Massen heben, schleppen, ziehen das Objekt über Max Glaenzels Bühne, immer wieder lösen sich einzelne Tänzer*innen aus der Masse, bilden einen Wellenkamm, der kurz ein Gelingen des Vorhabens andeutet, dann bricht er in sich zusammen, auf ein Neues. Das ist nicht frei von Pathos, verstärkt durch die von Marius Stravinsky dirigierte fünfte Sinfonie Gustav Mahlers. Es hat aber auch überraschenden Humor – manchmal scheint sich jemand vor der Arbeit zu drücken, manchmal führt überschäumendes Engagement ins Absurde, es ist schön, es ist menschlich. Und schließlich gelingt der Bau. Die Säule steht, kurz wankt sie, dann ist sie stabilisiert: geschafft.
Weitere Säulen senken sich herab, die Gesellschaft konstituiert sich, es wird gespielt, gelacht. Und dann brechen nach und nach Aggressionen durch, Leidenschaften, ...
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Tanz Juni 2024
Rubrik: Kalender, Seite 32
von Falk Schreiber
Wer hier eintritt, atmet die Musik des Cellos. Mattia Zappa, Cellist im Tonhalle-Orchester, empfängt eine bunte Schar tanzlustiger Menschen. Sie kommen in Rollstühlen, mit Stöcken, Krücken oder nur mit Taschen. Und sie machen sich im dritten Stock der Tonhalle Zürich zum Tanzen bereit: Die einen etwas umständlich, die anderen wendig und schnell. Nicht allen sieht...
Was heißt es, wirklich wach zu sein? Wo sind wir, wenn wir träumen? Gibt es ein Dazwischen? Diese oder ähnliche Fragen müssen Reginaldo Oliveira, den choreografierenden Ballettdirektor des Landestheaters Salzburg, für seine Interpretation von «Dornröschen» beschäftigt haben. Entstanden ist ein Ballett, das sich zu unterhalten traut und gleichzeitig zum Nachdenken...
«Verwandlung» heißt das zweiteilige Programm, das Saburo Teshigawara mit dem Ballett Basel erarbeitet hat – und wüsste man es nicht, man glaubte nicht, dass hier nur einer am Werk war, so unterschiedlich sind die Bewegungssprachen, die eingesetzte Musik, die Kostüme. Nur das Licht, das Teshigawara selbst setzt, ist gleichbleibend klar. Das erste Stück...