Linz: Mei Hong Lin: «Orfeo ed Euridice»

Tanz - Logo

Diese in achtzig Minuten ohne Pause durchgespielte Produktion der Wiener Fassung der Gluck’schen Reformoper «Orfeo ed Euridice» gehört zum bisher Gelungensten von Mei Hong Lin am Linzer Musiktheater. Seit 2013 als Nachfolgerin des verstorbenen Jochen Ulrich engagiert, verfügt die ehemalige Bausch-Studentin jetzt, mit der großen Bühne des von Terry Pawson erbauten Hauses und dem Bruckner Orchester unter Daniel Linton-France, über großartige Möglichkeiten.

«Orfeo ed Euridice» kann nur wagen, wer über hinreißende Sänger, ein spezialisiertes Orchester, Chor und eine zu integrativer Bewegungsgestaltung fähige Persönlichkeit verfügt. Daran ist der Choreograf der Uraufführung von 1762, Gasparo Angiolini, schuld. Später waren es vor allem Choreografinnen, die dem Gluck’schen Orpheus, ob in der Urfassung oder in der verlängerten Pariser Version, ihre Konzepte angedeihen ließen. Aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ragt Pina Bauschs Interpretation heraus. Exakt zum Linzer Premieren-Termin kam in Erfurt eine weitere Gluck-Regie heraus, ebenfalls von einer ehemaligen Bausch-Tänzerin, Ester Ambrosino.

Dass die Linzer Dramaturgie, Thomas Barthol und Ira Goldbecher, es sich leistet, die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Mai 2016
Rubrik: Kalender und Kritik, Seite 44
von Andrea Amort

Weitere Beiträge
remus sucheana

Der Mann kommt auf leisen Sohlen. Plötzlich steht er vor einem, als wäre er unbemerkt aus der Seitenbühne in einen Scheinwerfer-Spot gehuscht – überraschender Auftritt. Ein herzerwärmendes Lächeln, Rasierwasserduft, Jeans und ein blütenweißes, perfekt gebügeltes Hemd, das so neu und irgendwie fremd an ihm aussieht, wie sein künftiger Titel sich anhört:...

riskantes spiel

«Nana Balloon» wirft ein Bein in die Luft, als wäre das nichts. Als wäre das Fleisch nicht schwer, als riskiere sie nicht, die Balance zu verlieren. Dabei ist ihr Stand ohnehin sehr fragil – nur ein winziger Punkt der Berührung verbindet Körper und gewölbtes Sockelblech. Unbekümmert ist dieser Körper, der Erdenschwere ebenso trotzend wie den klassischen Mustern...

Dortmund: Xin Peng Wang: «Faust I – Gewissen»

Wen interessiert der mürrisch-alte Faust? Es ging doch immer schon um Mephisto: den Geist, der das Böse will, und behauptet, stets das Gute zu schaffen. Dieser Widerspruchskerl hat nun Xin Peng Wang verführt. Für den Choreografen ist der Teufel quirlig wie ein ADHS-Teenager, sexy und begeistert-bös. Gott gibt ihm den Faust als Spielfigur, einen bebrillt-zauseligen...