Laurent Chétouanes «Bildbeschreibung»
Es gibt am Theater Künstler, die werden nicht gefeiert, sondern leise zelebriert, weil es ihre bienenfleißige Melancholie stören könnte, geriete der Applaus zu kräftig. Ein «Theater der Enthaltsamkeit» hat man das genannt, was der verehrte Regisseur Laurent Chétouane hier treibt: ein «Theater der Entbehrungen» wäre richtiger.
Man nehme nur genügend willige Zuschauer, den aufrichtig deklamierenden Tänzer Frank James Willens und Heiner Müllers «Bildbeschreibung», schließe für zwei Stunden die Tür und überlasse den Meg-Stuart-Performer seiner selbst, stecke ihm ein Stück Kreide in die Hose, stelle ihm ein Schild mit der Aufschrift «himmel» auf den weißen Tanzboden und versperre ihm nicht den Zugang zu seinem Publikum, wo er sich mal die Hand eines Erstbänklers an seine Kehle legt oder mit seinen Schultern den Putz von der Wand schabt.
Müllers «Bildbeschreibung»: ein Text, der minuziös ein Bild freilegt, indem er nie über seine
Machart, immer über das Sichtbare spekuliert und sofort Mord und Totschlag vermutet, wo das Bild seine Deutung versagt. Bei Frank James Willens, dem Kalifornier in Berlin, der für Tomi Paasonen und Felix Ruckert tanzte, verselbstständigen sich am Anfang ...
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