Itzik Galili: «Different Stories»
Mit flügelartig ausgebreiteten Armen springen die Tänzer hoch ins Licht. Geblendete Falter, gefangene Freiheitssucher, eingeschnürt in gefältelte Korsette wie fahle Zwangsjacken. Itzik Galili erzählt als Gastchoreograf des Balletts Kiel seine «Different Stories» vornehmlich im Dunkeln. Weiße Scheinwerferstrahlen von schräg oben oder von der Seite, ausgeklügelt platziert vom Lichtdesigner Yaron Abulafia, holen die Körper aus der Finsternis, die sie für kurze Zeit entlässt und wieder verschluckt. Schon der Titel des so rasanten wie beklemmenden Finalstücks «Until.With/Out.
Enough» zu Henryk Góreckis «Streichquartett Nr. 2» vermittelt die Widersprüche. Die Gruppe ist zwar im Amoklaufen stark, aber gefangen und vereinzelt. Sie ist am Ende, ewiges Rennen im Kreis, das stimmlose Gerede ins Leere hat sie satt.
Andeutungsweise wird klar, dass der in den Niederlanden lebende Israeli die zerrissene Heimat und die Freiheitskämpfe in seinen tänzerischen Studien als ein Unterdrückungssystem zeichnet. Der bald 50-Jährige war einst Soldat in den israelischen Streitkräften, hat ein schwarzes Bild von der Wirklichkeit und reflektiert an diesem stellenweise bedrückenden Abend mit vier elegant ...
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Diese Stimme. Sie schwebt im Raum, überlagert die Musik. Es ist die Stimme einer nicht mehr jungen Frau, die persönlich und unverstellt von ihrem Leben erzählt, einem Leben, das untrennbar mit dem Tanz, vor allem mit dem Ballett in Stuttgart, verbunden ist. In Bridget Breiners 2007 entstandenem Stück «Zeitsprünge» spielte Georgette Tsinguirides eine akustische...
Es muss schon Mitternacht gewesen sein, als eine Tanzveranstalterin sich ein Herz fasste, ein DIN-A4-Papier aus der Tasche zog und es ehrfürchtig unter dem Tisch hergab. «Das sind sie», flüsterte sie. Der Zettel notierte elf Produktionen und damals 48 Namen. Diese Produktionen seien zur Tanzplattform 2010 eingeladen. Die Namen, die noch auf 50 erhöht würden, seien...
Dieser «Sacre du printemps» war ein Schock und nicht ohne Weiteres vom Publikum zu verkraften. 2003 choreografierte Uwe Scholz in Leipzig die «Bilder aus dem heidnischen Russland» gleich doppelt: als ein «Ballett in zwei Teilen», das Igor Strawinskys epochale Musik zunächst in einer Version für zwei Klaviere vorstellt, um erst danach die berühmt-berüchtigte...