hillel kogan
«We Love Arabs» – was für ein plakativer Titel für ein Tanzstück zu einer Zeit und an einem Ort, da Toleranz zwischen jüdischen und arabischen Israelis unablässig auf dem Prüfstand steht, von Liebe ganz zu schweigen! An einem Ort, wo diejenigen, die sagen, sie hätten einen arabischen Freund, in der Regel meinen, dass sie einen coolen Laden kennen, wo es supergutes Hummus gibt ...
Hillel Kogans Duett mit Adi Boutrous (auf dem Foto links), einem christlich-arabischen Tänzer, hinterfragt politisch korrekte Konventionen, indem es scheinliberale Heuchelei bloßstellt und sich dazu frech einer Dialektik der Selbstgerechtigkeit bedient. Mit Nadelstichen traktiert Kogan den weichen Bauch der florierenden unabhängigen Tanzszene, der er selbst angehört. Auch Ohad Naharins sonderliche Trainingsmethode Gaga wird nicht verschont.
Kein Tanzstück der letzten Jahre hat meines Erachtens die Szene mit beißendem Humor und gesellschaftspolitischem Scharfsinn ähnlich pointiert aufs Korn genommen. «We Love Arabs» nutzt das Format der Stand-up-Performance für seine gewichtige Thematik – und ruft laute, unfreiwillige Lacher hervor.
Hillel Kogan, ein nüchterner Cunningham-Schüler und ehemaliger Tänzer in ...
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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 160
von Ora Brafman
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