Erinnern
Werner Herzog erzählt in seinem Dokumentarfilm «Mein liebster Feind» über Klaus Kinski von seiner ersten Begegnung mit dem Schauspieler. Sie legte die Lunte für eine Hassliebe, bis dass der Tod Kinskis 1991 sie schied. Herzog rekapituliert die Szene, die in ihm lange Zeit den stärksten Eindruck hinterließ: Es war das gleichzeitig unschuldige wie ungläubige Erwachen Kinskis als SS-Offizier in «Kinder, Mütter und ein General» (D 1954), der wenige Sekunden später im Vollbesitz seines abgrundbösen Bewusstseins einen Deserteur (Maximilian Schell) erschießen lässt.
Herzog sagt, dass ihn späterhin das tatsächlich viel eindringlichere Moment der Erschießung wesentlich mehr beeindruckt habe. Herzog hat Jahre später also ein anderes Bild des jungen Klaus Kinski. Bei Filmen ist das jederzeit möglich.
Der Tanzzuschauer, auch der professionelle, hat ebensolche Schlüsselerlebnisse, die ihn möglicherweise ein Leben lang bei der Stange halten. Jene, die einen zum Abhängigen machten, liegen meist schon Jahre, gar Jahrzehnte zurück. Und sie sind bei Weitem nicht so leicht abrufbar und in ihrer Wirkung zu korrigieren wie ein Spielfilm. Es sei denn, es handelt sich um einen richtigen Ballettfilm: Auch ...
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