der absolute tanz
Auch der ältere Tanz bezauberte uns in den Gestalten seiner großen Vertreterinnen und Vertreter. Aber sie bezauberten, weil im Glanz ihrer tänzerischen Persönlichkeiten eine Konvention – in deren Bann sie zwangsläufig geraten waren – sich auflöste und ins Nichts versank. Was sie tanzten, ging uns auch dann nichts an, wenn sie es tanzten; nur daß und wie sie es tanzten, drang zu uns herüber. Ihre Bewegungen sprachen eine Sprache, die wir nicht mehr verstanden und an das Ohr unserer Seele drang nur der bezaubernde Klang dieser Sprache.
Das Ballett, wie wir es diesseits der wenigen Genies kennen, betreibt die Grammatik einer toten Sprache. Seine Reize gleichen denen der Beherrschung einer solchen toten Sprache; es sind die Reize spielend überwundener Hindernisse, mühelos vorgetragener Schwierigkeiten. Daher das allgemeine Mißtrauen gegen die Möglichkeit, die – als lebensfremd abgestempelte – Tanzkunst könne eine neue Sprache gewinnen, die zu uns «spricht», die aus dem Grund der Seele zum Grund der Seele dringt, die wieder einen Lebenssinn hat.
Eine solche lebendige, wesentliche Tanzkunst gibt es heute wieder; und es kommt darauf an, die entwöhnten Sinne ihr zu öffnen. So soll hier ...
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Tanz Mai 2016
Rubrik: Traditionen, Seite 54
von Ismene Brown
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Wer Einwanderung und Integration skeptisch gegenübersteht, sollte sich Malika Djardi anschauen. Die Tochter einer Französin und eines Algeriers leistete gleich mit ihrem ersten Solo einen äußerst persönlichen, scharfsinnigen und umfassenden Beitrag zur Debatte um das kulturelle Mit- und Durcheinander der Kulturen. In «Sa prière» («Ihr Gebet»)...
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