Crystal Pite (4/18)
Von hinten sind nur zwei blonde Haarschöpfe zu sehen. Der größere gehört der Mutter, der kleinere dem Kind. Es hat eine Weile gedauert, bevor sich die Familie auf eine Sitzordnung verständigt hat. Jetzt haben alle drei ihren Platz gefunden im Parkett des Zürcher Opernhauses: Crystal Pite hat ihren siebenjährigen Sohn auf den Schoß genommen, sein Vater, der Bühnenbildner Jay Gower Taylor, sitzt vor dem Regiepult, wo er mit Argusaugen das Feintuning der Lichteinstellungen überwacht.
Gleich beginnt die Generalprobe von «Emergence», Teil eines Doppelabends, den Christian Spucks Ballett Zürich bei der Premiere am nächsten Tag mit geradezu umwerfender Kunstfertigkeit tanzen wird. Schon die Generalprobe läuft perfekt – fast jedenfalls, wenn es nach der Choreografin geht.
Kommunikationsgenie
Kaum haben sich Owen Beltons Klangwolken verzogen, deren hybrides Bienenstaat- und-Menschenmarsch-Rauschen das Kollektivexperiment von «Emergence» begleitet, schwirrt Crystal Pite auf die Bühne. «You are beautiful, so beautiful», ruft sie den drei Dutzend Tänzern zu. Erst das Kompliment, dann die Kritik. Eine gute Stunde lang feilt sie an jedem, wirklich jedem Detail. Der Assistent liefert die ...
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Tanz April 2018
Rubrik: Menschen, Seite 26
von Dorion Weickmann
Einer der am häufigsten zitierten Aussprüche von George Balanchine lautet: «Ballet is Woman». Noch 2016 schien der seinerzeit amtierende Chef des von Balanchine gegründeten New York City Ballet -(NYCB), Peter Martins (tanz 2/18), diese Auffassung in einem Interview mit der «New York Times» zu bestätigen: «Ich habe mich mein ganzes Leben lang in einer Frauenwelt...
«Moving Architecture» nennt Daniel Arsham seine Raumskulpturen, die er kürzlich in Moskau gezeigt hat. Genüsslich kreiert er Paradoxien und plastische Verzerrungen. Futuristisch und entkörperlicht sind diese tanzenden Raumgebilde, gefroren in der Bewegung – in dem flüchtigen Moment, wo sich Architektur und Performance treffen.
Was fehlt, sind Farben. Die fluide...
Tanztheater Wuppertal
Der erste Anlauf ging daneben, im zweiten Anlauf könnte es etwas werden mit einer sehenswerten Uraufführung für Pina Bauschs Wuppertaler Tanz-theater, das jahrzehntelang auf die Kreationen seiner Gründerin abonniert war. Dimitris Papaioannou (Foto, siehe tanz 10/17) macht im Mai für die Kompanie ein «Neues Stück» – hohe Aufmerksamkeit...