Autonomie
Ein Blick zurück kann einem manchmal die Augen öffnen. Denn wie schnell geht etwas in der Erinnerung verloren. Wie leicht wird etwas hinzugedichtet. Längst lehrt uns die Wissenschaft, der Erinnerung zu misstrauen. Verlässlicher ist, was man vor 30 Jahren nur gedruckt nach Hause tragen konnte. Ein Magazin beispielsweise, das sich 1994 noch etwas umständlich «ballett international/tanz aktuell» nannte und sich damit auch im Titel als Zusammenschluss unterschiedlicher Zeitschriften und Zielsetzungen zu erkennen gab.
Während Rolf Garske, Birgit Kirchner und Norbert Servos in «ballett international» das Phänomen Tanz aus rheinischer Sicht in seiner globalen Differenzierung und sprachlichen Vielfalt zu erfassen suchten, fokussierte das Team um Johannes Odenthal von West-Berlin aus eher aktuelle Tendenzen und philosophische Aspekte, ohne die historischen Hintergründe seines Seins gänzlich außer Acht zu lassen.
Inzwischen ist zusammengewachsen, was zusammengehört – ablesbar nicht zuletzt auch am Zeitschriftentitel, der sich mit der Zeit erst zu dem Unwort «ballettanz» verschlankte, um sich ab 2010 als tanz endlich auf das große Ganze zu verständigen. Einfach war dieser Entwicklungsprozess ...
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Tanz Mai 2024
Rubrik: 30 Jahre tanz, Seite 54
von Hartmut Regitz
Das Leben ist nur ein Atemzug – diese Weisheit teilt gleich zu Beginn eine Tänzerin mit uns und gibt dem Abend damit ein treffendes Motto. Die sechs jungen Mitglieder der Gauthier Dance Juniors wollen keine Sekunde ihrer Lebenszeit verschwenden und präsentieren mit «Renaissance» endlich ihr Debüt im Stuttgarter Theaterhaus.
Ein Debüt wie ein Paukenschlag, denn Eric...
1997 wurde ich frisch gebackener Redakteur der renommierten Tanzzeitschrift «ballett international/tanz aktuell». Damals erschien sie in zwei Sprachen, auf Deutsch und Englisch, und wurde in die ganze Welt hinein vertrieben. Es war eine Welt, die in Großbritannien gerade den Tod von Prinzessin Diana betrauerte, die in Albanien und Mazedonien einen Bürgerkrieg zu...
Gisèle Vienne, hat Ihnen die Aufführung von «Extra Life» gestern im Tanzquartier Wien gefallen?
Ja.
Weswegen?
Jede Aufführung ist anders. Im Tanzquartier ist die Bühne kleiner als sonst bei uns üblich für dieses Stück. Auf einer großen Bühne kann man gut mit Panorama und mit Landschaft arbeiten, und hier hat man eine größere Nähe zu den Performer*innen. Auch weil...