Aufräumen

Jiří Kylián hat binnen vierzig Jahren ein einzigartiges Repertoire geschaffen – und sich Gedanken gemacht, was damit nach seinem Tod passieren soll. Schon jetzt hat er einige Stücke vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Warum, erzählt er Hartmut Regitz.

Tanz - Logo

Jiří Kylián, Sie haben für drei Jahre die Aufführungsrechte für Ihre Werke zurückgezogen, soweit sie das Nederlands Dans Theater betreffen. Was bezwecken Sie mit dem Moratorium, das ja letztlich auch etwas von einer Zwangsmaßnahme hat?
Es ist ein vielschichtiger Entschluss. Zunächst einmal: Das Nederlands Dans Theater wurde nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um mehreren Choreografen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Hier sollten sie ihre Kreativität erproben, sich als Choreografen finden können. So jedenfalls der Gründungsimpuls 1959.

Das NDT war nie auf einen Einzelnen fixiert?
Nicht wirklich. Es gab ganz zwangsläufig Perioden, in denen es sich konzentriert hat auf eine Person oder auch zwei. Ich jedenfalls wollte immer das NDT als Plattform unterschiedlichster Choreografen-Persönlichkeiten erhalten. In den 24 Jahren meiner Direktion habe ich mehr als 70 Choreografen nach Holland eingeladen – meiner Meinung nach die allerbesten, die ich seinerzeit finden konnte: William Forsythe beispielsweise, der erst danach in Frankfurt seinen Durchbruch feierte. Mats Ek tanzte hier mit seiner Frau Ana Laguna, bevor er zu einer internationalen Berühmtheit wurde. Ohad Naharin holte ich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: den haag: jiří kylián, Seite 14
von Hartmut Regitz

Weitere Beiträge
Erinnern und Bedeutung

Ein Nebeneffekt der Aufbewahrung von irgendetwas in einem Raum, den wir Museum nennen, ist das Anwachsen seiner Bedeutung in den Augen des Besuchers, unabhängig davon, ob er sie erkennt oder nicht. Man hat es ausgestellt, dann wird es bedeutend sein. Man hat es gedruckt, dann wird es gut sein. Es kostet 10.000 Euro, dann muss es auch was wert sein. Wenn es der Mühe...

bundesjugendballett

Sie sind noch nicht ganz trocken hinter den Ohren, und deswegen ist die Solo-Therme in Otterndorf wie geschaffen für die acht Youngsters des Bundesjugendballetts. Warum nicht mal in einem leergepumpten Schwimmbecken tanzen? Noch dazu, wenn man die einmalige Bühne damit zu einem «Ausgezeichneten Ort im Land der Ideen» machen kann und dafür auch noch einen Preis...

fabienne hott

«Ich tanze jetzt die Rolle der Nikija aus Marius Petipas ‹La Bayadère›», sagt die 15-jährige Gymnasiastin Fabienne Hott, dann ist sie weg. Eingetaucht in eine der dramatischsten Liebesgeschichten der russischen Klassik. Ansprechbar ist sie jetzt nicht mehr. «Im Ballettsaal vergesse ich alles. Korrekturen höre ich gar nicht, die kann ich erst nachher aufnehmen.» Zur...