Alfredo Zinola

Wir haben Tanzkünstler und -künstlerinnen gefragt: «Was war produktiv? Was nehmen Sie mit? Was erwarten Sie für die nähere Zukunft?»

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Die Covid-Zeit ist ein Schwamm. Die Flüssigkeit, die dieser Schwamm aufsaugt, ist Zeit. Am Anfang war der Schwamm voll, und plötzlich hatte ich Zeit, um mich um all den Rückstand kümmern zu können. Und dann war die Zeit plötzlich wieder komplett weg. Der Schwamm ist wieder trocken und saugt mehr Zeit auf als zuvor. Und falls es nicht enden wird?

Die Covid-Zeit ist ein Sieb. Was fehlt mir? Was kann weg? Ich habe das Theater nicht vermisst, die Gebäude und die Konventionen können weg.

Die Begegnung hat mir gefehlt, das Gefühl, während einer Aufführung zu einer temporären Community zu gehören, hat mir gefehlt. Ich habe entdeckt, dass ich eine Methode habe, weil ich sie nicht mehr ausüben konnte. Dann habe ich erneut «Holiday [Swieto]): The day that is holy» von Jerzy Grotowski gelesen: «Some words are dead, even though we are still using them. (…) Among such words are: show, performance, theatre, spectator etc. But what is necessary? What is alive? Adventure and meeting.» Als das Schiff sank, habe ich etwas gerettet, aber was mache ich jetzt damit?

Die Covid-Zeit ist eine Lupe. In dieser Zeit Factory Artist am tanzhaus nrw zu sein, war ein großes Privileg: zwei Jahre lang unter einem ...

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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: Pandemie, Seite 34
von Alfredo Zinola

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