Wien: A. T. de Keersmaeker «the goldberg variations»

Zurück im Theater nach über drei Monaten: ein merkwürdiges Gefühl, zumal nur 40 Zuschauer anwesend sind, die – gemäß den strengen Bestimmungen – zu ihren Plätzen geleitet werden. Und doch ist es auch ein Gefühl der Erleichterung: Einen Monat, nachdem die Premiere wegen Corona abgesagt werden musste, kann man nun Anne Teresa De Keersmaeker und den Pianisten Pavel Kolesnikov (tanz 5/20) in «The Goldberg Variations, BWV 988» im Auditorium ihrer Kompanie Rosas in Brüssel erleben!

De Keersmaekers introspektives Solo beginnt in Stille.

Während Kolesnikov im Mittelgang wartet, gibt sie eine erste Kostprobe von Grundfiguren, die später in zahlloser Abwandlung wiederkehren und während der einleitenden «Aria» sogar nahezu identisch wiederholt werden. Viele der Figuren kennt man aus früheren Arbeiten der Choreografin, etwa den entschlossenen weiblichen Hüftstoß, begleitet von geballten Fäusten – eine Reminiszenz an «Piano Phase».

Allmählich manifestiert sich eine Menge anderen Materials, zuweilen scheint es sich um Anleihen bei anderen Künstlern zu handeln. Einmal meint man, Bewegungen von John Travolta und ABBA aufblitzen zu sehen, noch öfter fühlt man sich an Trisha Brown erinnert. Und ...

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Tanz August/September 2020
Rubrik: Kritik, Seite 29
von Pieter T‘Jonck

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