Jutta Ebnother: Trotzdem feiern

Am 13. März sollte unsere Premiere «Frida ¡! Carmen» stattfinden. Morgens um neun Uhr gab es eine Krisensitzung. Mein Herz klopfte ganz schön, aber ich hatte noch einen Funken Hoffnung, dass der Vorhang hochgeht. Um elf Uhr während des Trainings kam Intendant Lars Tietje in den Ballettsaal und teilte uns mit, dass es leider keine Premiere geben werde! Wow ... was für ein Schlag. Erst einmal Stille. Tränen, Enttäuschung. Die intensive Arbeit der letzten Wochen, der Endproben, in denen so viel passiert, der Kick, der nur vor Premieren entsteht – einfach weg.

Wohin jetzt damit!? Es war die absolute Vollbremsung. Hätte man mir ein paar Tage vorher gesagt, dass die Premiere nicht stattfinden wird – ich hätte es nicht geglaubt! Nie! Aber die Entwicklungen waren rasant, und es war richtig, den Abend abzusetzen. Die richtige Zeit für «Frida ¡! Carmen» wird kommen. Trotz Absage haben wir abends bei mir zu Hause gefeiert, zusammen getanzt und gesungen. Da war eine unglaublich positive Energie im Raum. Sie hat uns viel Kraft für die nächsten Wochen gegeben. Frida Kahlo, um die der eine Teil des Doppelprogramms kreist, hat so viel Schmerz und Leid ausgehalten – da werden wir es doch schaffen, ...

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Tanz Mai 2020
Rubrik: Praxis, Seite 54
von Jutta Ebnother

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