Wer keine Haltung hat, ist zum Design verdammt

Peter Konwitschny über seine Erfahrungen in Japan und in beiden deutschen Staaten

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Herr Konwitschny, Sie sind in Berlin an der Hanns-Eisler-Hochschule ausgebildet worden, haben viele Jahre bei Ruth Berghaus assistiert, bei Joachim Herz. Sie sind also, wenn ich so sagen darf, als Regisseur in der DDR sozialisiert worden. Der große Durchbruch kam im Westen – mit Arbeiten in Graz, Hamburg, Stuttgart, München. Hat dieser Erfolg mit dem zu tun, was Sie im Osten gelernt haben? Spielt das Bewusstsein von Ost und West bei Ihrer Arbeit noch eine Rolle? Oder hat sich das längst neutralisiert?
Natürlich bin ich froh, dass ich in der DDR groß geworden bin.

Wir haben dort viel gelernt. Ganz speziell hatte ich das Glück, dass in Berlin Brecht und Felsenstein gearbeitet haben. Das war ein Theater, wie gegensätzlich auch immer, das sinnvoll war für uns alle. Diese Impulse habe ich genutzt. Bis heute ist das Wich­tigste für mich die Frage, was unsere Arbeit überhaupt für einen Sinn hat gesellschaftlich, also für uns alle. Natürlich gab es in der DDR viele blöde Funktionäre. Der Vorwurf, den «Imperialisten in die Tasche zu arbeiten mit einer Inszenierung» oder des «Geschichtspessimismus» konnte einen schnell treffen. Wenn man überleben wollte, musste man sich ...

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Opernwelt März 2011
Rubrik: Thema, Seite 36
von Peter Konwitschny, Stephan Mösch

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