Einsamkeiten

Frankfurt: Purcell: Dido and Aeneas, Bartók: Herzog Blaubarts Burg

Eine Abschiedssymphonie. Nach und nach erheben sich Choristen und Instrumentalisten von ihren Plätzen am Bühnenrand im Parkett und gehen nach draußen. Dido ist buchstäblich von allen verlassen. Niemand ist im Sterben bei ihr. Die letzte Note der Partitur bleibt in der Luft hängen. Nie war diese abgründige Todesmusik Henry Purcells trauriger, in aller Sanftheit trostloser. Und auch der milde Schlusschor will nicht recht versöhnen: Dido konterkariert den Klangbalsam des Vokalkollektivs mit Zuckungen und ächzenden Lauten.

Dieses Ende wird zum stillen Höhepunkt der «Dido and Aeneas»-Inszenierung von Barrie Kosky an der Oper Frankfurt. Die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy gestaltet die weibliche Titelrolle mit einer Stimmkraft, die sich in somnambuler Ruhe entfaltet. (Neben ihr gerät der stimmschöne Bariton Sebastian Geyer fast zur Episodenfigur). Stationen der Ruhe kennzeichnen zuvor schon vor allem den musikalischen Eindruck der Purcell-Oper, die mit historischen Instrumenten und gambenbetontem Continuo in einer Stimmung von 415 Hz gespielt wird. Dabei entspricht die Schlussszene dem heutigen fis-moll: jener Tonart, in der «Herzog Blaubarts Burg» beginnt. Diese schöne ...

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Opernwelt Februar 2011
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Hans-Klaus Jungheinrich

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