«Sie ist die genialste Frau, die mir je vorgekommen!»
Weder durch unerhörte Kehlfertigkeit, noch durch jene kleine Koketterie des Vortrags, durch die viele Sängerinnen sich den Beifall bald zu erlächeln, bald zu erweinen wissen, sucht sie sich Triumphe zu bereiten, aber sie entzückt durch die natürliche Anmuth ihrer metall- und umfangreichen Stimme und ihres Vortrages, die Wärme und Wahrheit des Gefühls, die schon im bloßen Stimmklange, in einem ausgehaltenen Tone sich offenbart. Sie ist keine Gesangsvirtuosin, sondern eine Sängerin.
Das Brust-g in der kleinen Octave, das bei der Fülle und Rundung seines Tones auch auf das f schließen lässt, welches der tiefe Alt als Grenzton besitzt, lässt nimmermehr das c3 im Kopffalsett vermuthen, das sie gleichwohl klar und voll im Laufe oder Sprunge erreicht, noch das h2, auf welchem sie Fülle und Kraft im höchsten Grade zu entwickeln vermag.
Ihr dient, wie bei allen großen Vortragenden, denen das heilige Feuer der Poesie nicht mangelt, die Virtuosität nur zum Ausdruck der Idee, des Charakters eines Werkes oder einer Rolle.
Ihre außergewöhnlich kraftvolle Stimme mit einem bewunderungswürdigen Umfang, die sämtliche Schwierigkeiten der Gesangskunst durchbricht, diese wundervolle Stimme ist nicht ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Herr Piernay, wie gerüstet muss ein Sänger sein, wenn er ins Konzert- und Opernleben einsteigt, und wie weit bekommt er dieses Rüstzeug in der Hochschule mit?
Junge Sänger wissen oft sehr wenig über die musikalische und technische Seite des Gesangs, wenn sie ihr Studium an einer Hochschule beginnen. Wenn ein Pianist an eine Hochschule will, muss er anspruchsvolles...
Die Kunst der medialen Maskeraden beherrscht kaum eine zweite Sängerin so virtuos wie Cecilia Bartoli. Vor drei Jahren tourte sie als Maria Malibran durch Europa – und rückte dabei nicht nur das Repertoire der legendären Primadonna des frühen 19. Jahrhunderts ins Rampenlicht, sondern auch die Person. In einem mobilen Museum, das vor jeder Konzertstätte geparkt war,...
Herr Welser-Möst, neue Besen, sagt man, kehren gut. Nun haben Sie hier an der Wiener Staatsoper schon die letzten Jahre musikalisch mitgeprägt. Was könnte Ihrer Meinung dennoch besser werden?
Zunächst einmal hat diese Tätigkeit mir die Chance gegeben, das Haus sehr gut kennenzulernen. Natürlich, wie die Amerikaner sagen, «there’s always room for improvement»....