Keine Chance für die Stimmen
Alfred Kerr umschrieb Hofmannsthals Schauspiel «Elektra» als «Blutraserei mit Stil». Mit der Musik von Richard Strauss wandelte sich das Ganze zum eruptiven, expressionistischen Racheschrei. Ganz glücklich schien der Komponist mit dem zuweilen orgiastisch auftrumpfenden Riesenorchester nicht gewesen zu sein. «Meine Überzeugung ist, dass in Zukunft das allein ausschlaggebende Moment der dramatischen Wirksamkeit eine kleine Besetzung ist, die nicht wie die große die Singstimme erdrückt», schrieb er später.
Das liest sich, als wäre er in der Premiere seiner «Elektra» bei den diesjährigen Salzburger Festspielen gewesen.
Dirigent Daniele Gatti schien sich mit Fortissimi zu dopen: Allzu laut, unsensibel und scheinbar fantasielos klang es oft aus dem Graben. Natürlich verdankt sich das auch den prekären akustischen Verhältnissen im Großen Festspielhaus. Auf meinem Platz in der 23. Reihe links schienen die Sänger jedenfalls meist zur akustischen Statistenrolle verurteilt, und selbst Iréne Theorin, eine bewährte Wagner-Heroine, kam als Elektra nur im Höhenfortebereich über den Graben. So wurden die Wiener Philharmoniker zu den eigentlichen Protagonisten des Abends, konnten ihre Muskeln ...
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