Apropos ... Sex und Macht
Herr Cura, Sie haben den Samson in etlichen Inszenierungen gesungen. Nun führen Sie selbst Regie – weil Sie es besser können?
So etwas denkt man als Teenager, aber nicht, wenn man auf die Fünfzig zugeht. Aber natürlich kenne ich in dem Stück jedes Wort und jede Note – nicht nur meine eigene Rolle, sondern wirklich alles. Und ich weiß vor allem um die besonderen Schwierigkeiten dieser Oper.
Und die wären?
Die große Gefahr bei «Samson und Dalila» ist, dass man in die Falle des Hebräer-Konflikts läuft.
Denn gerade weil der Krieg im Nahen Osten immer noch so aktuell ist, sieht jede modernere Inszenierung fast automatisch so aus, als wolle man mit dem Krieg zwischen Hebräern und Philistern die heutige Situation zwischen Israelis und Palästinensern illustrieren. Wenn man historische Kostüme nimmt, sieht das Ganze sofort aus wie die Hollywood-Sandalenschinken der Fünfziger. Und wirkt dann nur noch lächerlich.
Wie kommt man da raus?
Ich lasse das Ganze in einem verlassenen Ölcamp spielen, das als Gefangenenlager genutzt wird. Das hat für mich eine allegorische Bedeutung, denn das Öl steht für die Gier nach Reichtum, die eigentlich hinter den ganzen Völkerkonflikten steht. Ich versuche dabei, ...
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