Anspruch und Einspruch
Bei einem Darmstädter Vortrag dachte Theodor W. Adorno 1961 darüber nach, was künstlerische Utopie bedeutet. Seine Antwort: Dinge machen, von denen man nicht weiß, was sie sind. Man kann diese Maxime und den Anspruch, der sich mit ihr verbindet, als Einspruch lesen. Ist es nicht so, dass – auch und gerade in der Kunst – meist Dinge gemacht werden, von denen man genau weiß, was sie bedeuten, bewirken, bedienen? Das gilt für die Oper ganz besonders. Der Betrieb folgt Gesetzen, die sich schwer verrücken lassen; Stimmen und Instrumente haben ihre eigene Logik.
Der Repertoire-Kanon mag verachtenswert erscheinen, ihn zu erweitern bedeutet eiserne Disziplin und finanzielles Risiko.
Klaus Zehelein, der fünfzehn Jahre die Stuttgarter Staatsoper und vorher (mit Michael Gielen) zehn Jahre die Oper Frankfurt geleitet hat, war seit jeher jemand, der Kunst aufs Unbekannte, noch nicht Greifbare hin ausrichten wollte. Kunst, das bedeutet für ihn: Essenz der Gesellschaft. Damit auch: das Gegenteil von Event. Kein Mann also für Opernbälle und Starkult. Trotzdem ein großer Freund charakteristischer und schöner Stimmen (man muss gehört haben, wie er von der jungen Gabriela Benacková schwärmen kann). ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Zum Thema Wagner und Italien gibt es mannigfache Bildbände, Reisebeschreibungen usw. Die Zeitschrift «wagnerspectrum» hat sich in ihrer jüngsten Ausgabe selbstverständlich ehrgeizigere Ziele gesetzt und macht dem zweiten Teil ihres Namens alle Ehre. Ein «Spectrum» tut sich auf, das viel Neues enthält, anderes in minutiöser Zusammenschau bietet.
Dass Wagner mit den...
Wenn Rolf Liebermann aus seinem Leben erzählte, waren es vor allem Anekdoten – grundiert von Humor und Understatement, getragen vom gutturalen Klang seiner Schweizer Sprechweise. Am 14. September 1910 wurde er in Zürich geboren, als Großneffe des Malers Max Liebermann. Rolf Liebermanns Elternhaus in Zürich pflegte die Musik in bürgerlicher Tradition, er besuchte...
Nach einem Jahr Pause melden sich die Trierer Antikenfestspiele mit neuem Konzept zurück: Künftig will man sich dem Wiederentdecken von Opernraritäten im römischen Amphitheater widmen. Zum Auftakt hat man, passend zum Spielort, Arrigo Boitos Schmerzenskind «Nerone» ausgegraben – jenes Werk, an dem der Verdi-Librettist jahrzehntelang herumgedoktert hatte, ohne es je...