Wunschwahn und Bodenhaftung

Geografisch liegen diese drei Festivals nah beieinander. Doch ihr Profil könnte unterschiedlicher kaum sein: «Die Zauberflöte» im Schloss Herrenchiemsee, «Der fliegende Holländer» bei den ­Tiroler Festspielen in Erl und auf Gut Immling

Nur ein paar Minuten vom Inntaldreieck Richtung Süden, dann runter von der Autobahn, über den majestätischen, sein Bett stets randvoll ausfüllenden Inn, und bald wartet links die Kuh (auf einem humorvollen Schild) und rechts ein Akustikwunder (im Passionsspielhaus). Wer nach Erl will, zu den Tiroler Festspielen, der findet schnell zum Ziel: Weithin grüßt der kühn geschwungene Bau, ein Monument dörflicher Religiosität und seit 1998 ein Hort musikalischer Erfolge des selbst erklärten «Wahnsinnigen» Gustav Kuhn.

Idylle trifft Kunst.

Oper mit Berg, Tal und See als Lockmitteln oder Sättigungsbeilagen: Nicht nur das Tiroler, auch zwei oberbayerische Festivals sind auf dieses Erfolgsmodell gekommen. Die 30, respektive 40 Kilometer entfernte Konkurrenz bietet sogar die kompliziertere, aufregendere Anfahrt. Mit Shuttlebussen gondelt man auf enger Straße durch den Wald hinauf zum wunderbar gelegenen Gut Immling, wo es einen Pferdehof, ein Gnadenheim für Tiere, vor allem aber ein Festival in der nobel umgebauten Reithalle gibt. Und der Kunstgenuss auf Herrenchiem­see, dem Versailles-Imitat des ewig verehrten Ludwig II., verlangt naturgemäß eine Tour über das «bayerische Meer», Kampenwand-Blick ...

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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II / Panorama, Seite 62
von Markus Thiel

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