Was heißt Falsett?
Männer, die auf der Opernbühne mit einer Alt- oder Sopranstimme Männerrollen singend darstellen, gelten heute nicht mehr als jene seltsamen oder gar widernatürlichen Wesen, als die Countertenöre in der Nachfolge Alfred Dellers von etlichen Skeptikern noch bis vor wenigen Jahren angesehen wurden.
Mit dem Siegeszug falsettierender Sänger wie David Daniels, Andreas Scholl oder Bejun Mehta veränderte sich auch die ästhetische Beurteilung des Falsetts, das angesichts grandioser künstlerischer Leistungen nicht länger pauschal als minderwertiger Modus des Männergesangs betrachtet werden konnte.
Diese Abwertung hat indessen eine lange Geschichte. Sie schwingt im Begriff selbst bis heute mit, denn «falsetto» ist abgeleitet von «falso» = falsch. Die Verwendung des Falsetts ist demnach ein Singen mit «falscher» Stimme, Gegenstück zur vielfach als »voce naturale» bezeichneten Normalstimme, für die die moderne Stimmphysiologie andere Begriffe wie Bruststimme oder besser Modalstimme kennt. Johann Gottfried Walther nennt die «Falset-Stimme» in seinem Musikalischen Lexicon (1732) darum auch «eine unnatürliche Stimme», die «durch Zusammenzwingen und Dringen des Halses» entsteht.1 Bei Walther ist die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Serie – Grundbegriffe Gesang, Seite 70
von Bernhard Richter, Thomas Seedorf
Der «Historia Langobardorum» des Paulus Diaconus zufolge verhielten sich die beiden im Italien des Siebten Jahrhunderts im Krieg befindlichen Herrscher – der rechtmäßige König Perctarit und der Usurpator Grimoald – in einem Punkt durchaus fair: Sie stritten nicht um Königin Rodelinda. Stattdessen wurde die Regentin mitsamt ihrem Sohn Cunipert nach Benevento ins...
Als John Christie 1934 zum ersten Glyndebourne Festival auf seinen Landsitz in den Sussex Downs lud, standen Mozarts «Figaro» und «Così» auf dem Programm. Ein Jahr später kamen «Entführung» und «Zauberflöte» hinzu. Den ersten «Don Giovanni» dirigierte der von den Nazis aus Dresden vertriebene Fritz Busch, im NS-Olympia-Jahr 1936. Regie führte damals ein anderer...
Was für Zeiten, als Wunder noch blau waren und man sich auf sie verlassen konnte. Richard Wagner hat in seiner Erläuterung zum «Lohengrin»-Vorspiel von einem «blauen Himmelsäther» gesprochen, von darin schwebenden Engeln, die den Gral tragen. Enkel Wieland hat dann viel später ein Konzept aus der Farbe gemacht: «Lohengrin» als Inbegriff romantischer Sehnsucht, der...